Als am heutigen Schneetag (9.1.) viele Pendler und Reisende auf die Dienste der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) angewiesen waren, wurden sie enttäuscht: Bereits um 13 Uhr stellte das Unternehmen den Betrieb ein. Die Begründung: „schwierige Bedingungen“. Währenddessen rollten die Busse der Bogestra und der Dortmunder Stadtwerke (DSW21) weiter – ein deutliches Zeichen für organisatorische Unterschiede und Qualitätsstandards im Nahverkehr.
Der Vorfall verdeutlicht die eklatanten Schwächen der VER. Ein konkretes Beispiel: Ein Bus der Linie 371 mit Ziel „Dortmund Universität S“ endete an der Haltestelle Stockumer Bruch. Grund war ein umgestürzter Baum an der Ewald-Görshop-Straße. Doch anstatt eine alternative Route über Universitätsstraße und Steinsweg zu nehmen – wie es für ortskundige Fahrer offensichtlich wäre – mussten die Fahrgäste aussteigen. Nur kurze Zeit später wurde der gesamte Betrieb der Linie eingestellt. Währenddessen fuhren die Busse der DSW21 sowie der Bogestra in benachbarten Stadtteilen weiterhin – teils durch dieselben matschigen Straßen.
Fehlende Kommunikation und mangelhafte Infrastruktur
Besonders ärgerlich war die schlechte Informationspolitik der VER. Dynamische Fahrgastinformationssysteme (DFIs), die an vielen Haltestellen installiert sind, zeigten keinen Hinweis auf Ausfälle und keine Erklärungen. Angekündigte Fahrten verschwanden von den Displays. Auch die beliebten Apps der Verkehrsunternehmen informierten nicht über die Situation. Fahrgäste warteten vergeblich, hofften und resignierten schließlich.
An der S-Bahn-Station in Dortmund-Oespel verschärfte sich die Situation. Dort kamen weitere Fahrgäste mit DSW21-Bussen oder der S-Bahn an, nur um festzustellen, dass die Linie 371 nicht verkehrte.
„Warum können andere Busse fahren, und der Wittener nicht?“,
fragte eine junge Frau – eine berechtigte Frage angesichts schneefreier Straßen und vorbeifahrender Schneepflüge.
Ein historischer Qualitätsverlust
Es war nicht immer so. Vor knapp 30 Jahren übernahm die VER die Buslinie 371 von der Bogestra. Damals war die Umstellung für Fahrgäste kaum spürbar. Doch seither hat sich die Qualität sukzessive verschlechtert. Kleinere Schrift der Aushangfahrpläne und dadurch schlechtere Lesbarkeit, unzureichende Beschilderung und ein ausgedünnter Betrieb an Feiertagen sind nur einige Beispiele. Besonders schmerzlich wird dies an Tagen wie diesen deutlich, wenn die Infrastruktur der VER im direkten Vergleich zu den professionelleren Mitbewerbern versagt.
Perspektivlosigkeit bis 2029
Die Konzession der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr läuft noch bis zum 30. Juni 2029. Nichts deutet darauf hin, dass sich bis dahin etwas ändert. Die Fahrgäste haben sich offenbar mit dem mangelhaften Service arrangiert – vielleicht aus Mangel an Alternativen. Doch die Frage bleibt: Wie lange wird der öffentliche Nahverkehr im Ennepe-Ruhr-Kreis auf diesem Niveau weitergeführt?
Fazit: Profis ans Steuer
Die gestrigen Ereignisse sind ein Weckruf. Die VER zeigt erneut, dass sie den Herausforderungen moderner Mobilität nicht gewachsen ist. Es ist höchste Zeit, dass der Nahverkehr im Ennepe-Ruhr-Kreis in professionelle Hände gelegt wird – sei es durch eine Rückgabe der Konzession für die Linien 371 und 373 an die Bogestra oder eine andere Lösung. Denn die Fahrgäste verdienen mehr als ein Unternehmen, das an den ersten Schneeflocken scheitert.