Elektrobusse in Witten: Wunsch der Vater des Gedankens

Witten. Manchmal ist Wunsch der Vater des Gedankens und so muss es auch heute gewesen sein, als die Stadt Witten zu einem Pressetermin am kommenden Montag (18.11.) eingeladen hat. Die Stadt Witten unterzeichne eine Vereinbarung zum Einsatz von Elektrobussen, hieß es in der E-Mail und weiter „Auf der KOM-Linie 371 von Witten Hbf über Witten-Stockum nach Dortmund-Oespel sollen bald Elektrobusse verkehren.“ Die Linie der Verkehrsgesellschaft Ennepe Ruhr wird von dem Privatunternehmen Killer Citybus bedient. Der Inhaber Peter Killer ist in den letzten Wochen mit ausgeliehenen Elektrobussen in den Medien präsent gewesen. Die Meldung hätte gepasst. Ein weiterer Baustein in Sachen Nachhaltigkeit in Witten, die Busse würden leiser und sauberer werden. Wenn schon auf dem Campus an der Alfred-Herrhausen-Straße das nachhaltigste Universitätsgebäude Deutschlands entstehen soll, warum sollten die Busse vor der Universität nicht mit Strom aus erneuerbaren Energien verkehren?

Die Recherche beginnt meistens am PC und Telefon. Der zuständige Mitarbeiter beim Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen ist heute auf Dienstreise. Aus dem Informationsblatt auf der Homepage des Ministeriums erfahren wir, dass die Förderanträge bei den Zweckverbänden – wie dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) – zustellen sind. Beim VRR wusste die Pressestelle nichts von Elektrobussen für Witten und schon gar nicht von einer Vereinbarung die unterzeichnet werden soll. Bei der Verkehrsgesellschaft Ennepe Ruhr, die die Konzession für diese Buslinie besitzt, ist die auf der Homepage aufgeführte Pressesprecherin nicht mehr bei dem Unternehmen beschäftigt, sie hat neue beruflichen Herausforderung bei der Bogestra angenommen. Von den drei Pressesprechern der Bogestra sind alle dienstlich unterwegs. Schon fünf Anrufe getätigt und keiner kann die Sache mit den Elektrobussen für Witten aufklären.  

Zur Aufklärung kann endlich Peter Killer beitragen, gerne würde er die Linie 371 auch mit Elektrobussen bedienen, doch bei dem Termin am Montag geht es um Dieselbusse mit der Abgasnorm Euro 6. Von Elektrobussen wisse er nichts. Ein Elektrobus kostet 650.000 Euro, ein Dieselbus etwas 250.000 Euro. Deshalb fördert die Landesregierung die Anschaffung von Elektrobussen mit bis zu 60 %.

Die Stadt Witten möchte, dass durch die Innenstadt ausschließlich Busse mit einer besseren Abgasnorm verkehren, deshalb wird zwischen der Stadt und der kreiseigenen Verkehrsgesellschaft Ennepe Ruhr am Montag ein Vertrag unterzeichnet.

Wir wagen einen Blick in die Nachbarstädte: In Bochum, Herne und Gelsenkirchen werden ab dem Jahr 2020 Elektrobusse des Chinesischen Produzenten BYD Auto zum Einsatz kommen. In Wuppertal werden Dieselbusse durch Wasserstoffbusse ohne Emissionen ersetzt. Der Wasserstoff für die Busse wird am Müllheizkraftwerk der Abfallwirtschaftsgesellschaft erzeugt, bis es soweit ist, tanken die zehn neuen Wasserstoffbusse in Düsseldorf-Holthausen. Die Infrastruktur am Müllheizkraftwerk kostet laut der Wuppertaler Stadtwerke etwa 5,2 Millionen Euro. Dafür sparen die Stadtwerke Spritkosten, denn die Busse sind in der Anschaffung teurer aber im Betrieb günstiger. Ohne Förderung vom Land und Bund geht es in Wuppertal auch nicht. Während in den Nachbarstädten auf Innovation gesetzt wird, wird es in Witten weiterhin keine Elektro- oder Wasserstoffbusse geben. In Witten ist aber auch kein Klimanotstand ausgerufen worden.