Witten-Stockum. Am frühen Morgen des 9. März 1943 begann die Deportation der Sinti aus Witten in das Konzentrationslager Auschwitz. Genau 80 Jahre später besuchten 40 Personen die Gedenkveranstaltung am Standort des ehemaligen Lagers auf dem Parkplatz des Fußballvereins Oespel-Kley 08. Am Dienstag (14.3.) wird in der Buchhandlung Lehmkul das Buch „Von Witten nach Auschwitz“ vorgestellt.
Vor 80 Jahren
Mindestens 58 Menschen holte die Wittener Polizei aus dem so genannten „Zigeunerlager“ im Dorney, wo sie seit 1940 wohnen mussten. Die Polizei brachte sie zum Bahnhof Bochum Nord. Von dort aus fuhr der Deportationszug nach Auschwitz. Die Behörden bemühten sich nicht, die Deportation geheim zu halten. Viele Wittener_innen sahen die Lkws mit den deportierten Menschen. Der Besitz, den sie hinterließen, wurde unter der Bevölkerung versteigert. Nur wenige Sinti überlebten und noch weniger kehrten nach Witten zurück.
Gedenkveranstaltung im Dorneywald am Standort des ehemaligen Lagers und dem heutigen Parkplatz des Fußballvereins Oespel-Kley 08 an der Stadtgrenze zwischen Dortmund und Witten.
Die Deportation der Sinti aus Witten war Teil des Porajmos, wie Sinti und Roma den Völkermord an ihren Leuten nennen. Die Nationalsozialisten ermordeten ungefähr 500.000 Sinti und Roma. Ihre Diskriminierung endete nicht mit der Nazi-Herrschaft, sondern dauert bis heute an.
Kundgebung 2023
Veranstalter der Kundgebung war das Trotz Allem. Währen der Kundgebung wurde nicht nur an den Völkermord an Sinti und Roma erinnert, sondern auch an einen Teil der Wittener Stadtgeschichte, die Vielen unbekannt ist. Der Wittener Historiker Ralph Klein schilderte in seinem ausführlichen Bericht die menschenverachtende Lebenssituation im Lager sowie das Todesschicksal, welches fast allen Insass_innen bevorstand. Als weiterer Redner hat der Bundestagsabgeordneten Axel Echeveria die fehlende Aufarbeitung der Mehrheitsgesellschaft angeprangert und die Wichtigkeit der Erinnerung hervorgehoben, vor allem in Zeiten, in denen Reaktionäre anfangen, die Geschichte zu verdrehen.
Die Organisatoren der Kundgebung forderten, dass dieser Teil der Wittener Geschichte aufgearbeitet wird und die Täter benannt werden. Sie fordern auch, dass ein gut sichtbares Gedenkzeichen in der Wittener Innenstadt errichtet wird.
Veranstaltungshinweis
Das Wittener Friedensforum lädt ein zur Buchvorstellung „Von Witten nach Auschwitz“. Dienstag, 14. März 2023, 18:30 Uhr, Buchhandlung Lehmkul.
Basierend auf der Pressemitteilung von Trotz Allem.