Witten. Die Bogestra muss sparen und wird ihren kleinsten Betriebshof im Crengeldanz Ende 2025 schließen. Die Stockumer Fahrgäste betrifft die Schließung gar nicht, denn im Sommer 1995 übernahm die kreiseigene Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr zuerst die Buslinie 371 und im Sommer 2009 auch die Buslinie 373. Die Bogestra-Vorstände Jörg Filter und Dr. Thomas Schaffer stellten ihre Pläne am Montag (2.12.) im Verkehrsausschuss vor.
Die Schließung des Betriebshofs Witten war schon länger geplant, Kostensteigerung und günstigere Tickets beschleunigten den Prozess. „Es ist alles andere als eine leichte Entscheidung,“ sagt Schaffer und fügt hinzu: „Wir sind Bo Ge Stra,“ mit Betonung „Bo“ und „Ge“ – die Anfangsbuchstaben der beiden Eigentümerstädte Bochum und Gelsenkirchen. Die Eigentümer akzeptieren nur die Weiterführung der Busbetriebshöfe Bochum-Weitmar und Gelsenkirchen-Ückendorf. Witten ist zu klein, um als zweiter Betriebshof bestehen zu bleiben. In Bochum soll ein neuer Betriebshof für Elektrobusse entstehen, womöglich neben dem Straßenbahnbetriebshof Engelsburg, mit guter Anbindung an das Stromnetz, um Elektrobusse schnell laden zu können.
Kostensteigerung
Die Kosten des Verkehrsunternehmens sind um 20 Prozent gestiegen, die Einnahmen pro Fahrgast haben sich durch das Deutschlandticket und die günstigeren Firmen-, Sozial- und Studenten-Tickets halbiert. Das Defizit aller Verkehrsunternehmen wächst, sie erreichen immer noch nicht die Umsätze aus der Vor-Corona-Zeit, sagt Schaffer.
Busfahrer fehlen
Wittener Busfahrer werden in Zukunft hauptsächlich in Bochum und Gelsenkirchen und nur zu einem kleinen Teil in Witten eingesetzt. Sie haben eine längere Anfahrt zur Arbeit und müssen neue Buslinien und Strecken kennenlernen. Entlassen wird niemand. Die Bogestra verlassen jährlich etwa 50 Busfahrer, das Unternehmen hat Vakanzen, eine von fünf Stellen kann nicht besetzt werden.
Ausschreibung der Wittener Buslinien
Die Verlagerung der Wittener Busfahrer nach Bochum und Gelsenkirchen erfolgt im Jahr 2025. Im Januar wird die Bogestra ihre Buslinien ausschreiben. Von den 3,2 Mio. Buskilometern im Ennepe-Ruhr-Kreis will das Verkehrsunternehmen nur noch 1/3 selbst erbringen. Es werden Subunternehmen mit eigenen Fahrern gesucht. Ein schweres Unterfangen, denn Busfahrer sind heiß begehrt und der Arbeitsmarkt leergefegt. Das liegt am Schichtbetrieb und zu geringer Entlohnung.
Auf einige ausgeschriebene Fahrleistungen melden sich keine Dienstleister, wie die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr leidvoll im September erfahren musste. Einige Schülerverkehre und Sonntagsfahrten in Hattingen wollte kein Dienstleister erbringen.
Übergabe an Subunternehmen
Fahrgäste werden die Veränderungen am 1. Mai, 1. Juni und 1. September 2025 bemerken, dann sollen Privatunternehmen im Auftrag der Bogestra die Wittener Buslinien übernehmen. Der Betriebshof Witten soll Ende 2025 geschlossen werden.
Elektromobilität
Elektrobusse gehören in Bochum und Dortmund zum Stadtbild. In Witten waren auch schon Elektrobusse im Einsatz, sind aber kaum präsent. Noch bis zum Jahr 2029/2030 will die Bogestra weiterhin Dieselbusse kaufen. „Irgendwann werden wir auch Elektrobusse in Witten fahren,“ sagte Filter. Damit mehr Elektrobusse in Witten fahren, müssen Ladestationen für Busse errichtet werden, dazu wird die Bogestra Gespräche mit der Stadt führen, um die optimalen Standorte zu bestimmen.
Betriebshof-Brachfläche
Eine Idee, wie die 17.100 Quadratmeter große Brachfläche des Betriebshof Witten in Zukunft genutzt werden könnte, gibt es noch nicht. Stadtbaurat Stefen Rommelfanger vermutet, dass der Bebauungsplan geändert werden muss. Nicht jede Nutzung kommt in Frage, denn die Fläche grenzt an Wohnbebauung. Auch die Privatunternehmer werden ihre Busse irgendwo abstellen müssen.
Welche Bus- und Straßenbahnlinien sind betroffen?
Die Bogestra hält bis 31. Dezember 2041 Konzessionen für Wittener
Straßenbahnlinien
- 309 (Witten-Heven – Bochum-Langendreer) und
- 310 (Witten-Heven – Bochum-Höntrop)
Buslinien
- 320 (Witten-Rüdinghausen – Niedersprockhövel / Bochum-Querenburg)
- 374 (Witten-Vormholz – Bochum-Querenburg)
- 375 (Witten-Annen – Witten-Kämpen / Bochum-Querenburg)
- 376 (Witten Hbf. – Hagen-Vorhalle)
- 379 (Sprockhövel-Haßlinghausen – Bochum-Harpen)
- NachtExpress 17 (Querenburg – Heven/Herbede – Stadtmitte – Bommern)
- NachtExpress 18 (Bochum-Langendreer – Stadtmitte – Annen – Stockum)
Bogestra bedient auch einen großen Teil der Einsatzwagen im Schülerverkehr.
Welche Buslinien sind nicht betroffen?
Die folgenden Buslinien bedienen andere Verkehrsunternehmen:
- Verkehrsgesellschaft Ennepe Ruhr (VER) aus Ennepetal (Konzession bis 30.06.2029)
- 371 (Witten Hbf. – UW/H – Stockum – DO-Oespel)
- 373 (Witten-Annen – Witten-Stockum)
- 564 (Herdecke-Mitte – Witten-Schnee – Herdecke-Schanze)
- SchnellBus 67 (Bochum-Querenburg – Witten-Herbede – Sprockhövel – Wuppertal)
- BVR Busverkehr Rheinland aus Düsseldorf (DB Regio Bus NRW) (Konzession bis 30.04.2026)
- 592 (Witten Hbf. – Wetter Hbf.)
- gemeinsam BVR (Konzession bis 31.12.2028) und VER (Konzession bis 30.06.2029)
- SchnellBus 38 (Ennepetal – Wetter – Witten – Hattingen)
- DSW21 aus Dortmuund (Konzession bis 30.06.2028)
- 448 (Witten-Rüdinghausen – Dortmund-Löttringhausen)