Witten. Wenn die BBC über Witten spricht, dann geht es nicht um Kohle oder Stahl, sondern um avantgardistische Klänge. Die Wittener Tage für neue Kammermusik haben sich als eines der international bedeutendsten Festivals für zeitgenössische Musik etabliert. Vom 2. bis 4. Mai 2025 verwandelt sich die Stadt erneut in ein Epizentrum musikalischer Innovation. Der WDR überträgt die Konzerte und andere Stationen übernehmen die Musik, die in Witten entsteht.

Upcycling als Leitmotiv
Unter dem Motto “Upcycling” setzen sich die diesjährigen 57. Wittener Tage für neue Kammermusik mit der kreativen Transformation von Klang auseinander. WDR 3-Programmchef Matthias Kremin betont:
„Musik ist ein lebendiger Organismus. Neue Ideen entstehen nicht aus dem luftleeren Raum. Upcycling bedeutet nicht Ideenrecycling – es bedeutet Weiterdenken!“
In insgesamt zehn Programmen präsentiert das Festival 16 Uraufführungen und drei deutsche Erstaufführungen. Besonders hervorzuheben ist das Auftaktkonzert am Freitag: Das Ensemble Musikfabrik und das Ensemble Scope spannen mit Performerin Ria Rehfuß einen Bogen zwischen realem und imaginiertem Körperbewusstsein.

Klanglandschaften zwischen Tradition und Innovation
Portraitkomponistin des Festivals ist in diesem Jahr Cassandra Miller. Ihre Werke schlagen eine Brücke zwischen Historie und Gegenwart. Sie schreibt unter anderem ein Werk für das renommierte Vokalensemble Exaudi sowie ein prominent besetztes Streichtrio mit Ilya Gringolts, Lawrence Power und Nicolas Altstaedt. Letzterer ist als Interpret im Fokus und wird auch in einem neuen Cellokonzert von Malika Kishino zu erleben sein.
Ein weiteres Highlight ist das Kopfhörerkonzert der kroatischen Komponistin Sara Glojnaric. “Songs For The End Of The World” verbindet Neue Musik mit verschiedenen Stilen und formt daraus eine überraschende Klangwelt.
Experimentierfeld für Nachwuchs und interaktive Performances
Nicht nur etablierte Musikerinnen und Musiker prägen das Festival. Das “Atelier Witten” gibt Studierenden die Möglichkeit, ihre Werke auf einer großen Bühne zu präsentieren. Mit dem Witten-#Labor vernetzen sich zudem die Musikhochschule Köln und die Folkwang Universität Essen durch Probenbesuche, Vorträge und Workshops.
Eine der interaktivsten Performances dürfte “Wittener Seufzer” von Johannes Kreidler werden: Hier ist die gesamte Stadt aufgerufen, individuelle Seufzer aufzunehmen, die anschließend im Stadtraum inszeniert und auch im Radio übertragen werden.
Ein krönender Abschluss mit Cassandra Miller
Zum Abschluss des Festivals wird der Theatersaal von Witten klanglich umgeräumt: Cassandra Miller und Silvia Tarozzi performen ihre deutsche Erstaufführung “Bismillah Meets The Creator In Springtime”. Dabei werden das Orchester und das Publikum in eine räumlich inszenierte Klangwelt eingebunden.
Unterstützt wird das Festival vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW. WDR 3 überträgt die Konzerte im Radio sowie online als Stream On Demand. Die Karten sind ab sofort im Online-Shop sowie an der Saalbaukasse Witten erhältlich.
Die Wittener Tage für neue Kammermusik beweisen, dass Zukunft und Vergangenheit in der Musik keine Gegensätze sind. Vielmehr entsteht aus der Konfrontation mit dem Alten immer wieder das Neue – experimentell, provokant und einzigartig.