Vertreter der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr meidet Kundendialog – Betroffene enttäuscht

Witten-Stockum. Es war ein Treffen, das viele Hoffnungen weckte, jedoch einmal mehr in Enttäuschung mündete. Fahrgäste, Politiker und Vertreter der Presse fanden sich am Donnerstag, den 9. Januar, an der Haltestelle Himmelohstraße ein, um auf ein drängendes Problem aufmerksam zu machen: Die Buslinie 371 der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) hat an 495 der letzten 1000 Tage diese Haltestelle nicht bedient. Eine wichtige Direktverbindung in die Innenstadt bleibt gekappt. Doch Detlef Ickert, der verantwortliche Betriebslenker der VER, sagte seine Teilnahme am Treffen überraschend vier Stunden zuvor ab. Betroffene Bürger müssen weiter auf eine Lösung warten.

(Grafik: Marek Schirmer)
(Grafik: Marek Schirmer)

Eine Veranstaltung, die auf Dialog hoffte

Die Wittener Bürgergemeinschaft (WBG) unter der Leitung ihres Vorsitzenden Ralf Stehmann hatte die Begegnung bereits Mitte Dezember organisiert. Ziel war es, die betroffenen Anwohner mit der VER und der Stadt Witten ins Gespräch zu bringen. Dass Ickert nicht erschien, mag auch am Schneefall gelegen haben. Dennoch bleibt ein bitterer Beigeschmack: Die kurzfristige Absage nährte den Eindruck, dass die Anliegen der Fahrgäste nicht ernst genommen werden.

Umbauarbeiten als Dauerproblem

Das Problem liegt im fortwährenden Umbau der Straße Bebbelsdorf, die seit vier Jahren regelmäßig über Monate gesperrt wird. Die Buslinie 371 kürzt in dieser Zeit ihre Strecke und lässt die Stadtteile Düren sowie Teile von Stockum links liegen. Stattdessen wartet der Bus sechs Minuten lang auf halber Strecke, um nicht vorzeitig an anderen Haltestellen zu sein. Die Umleitung über die Pferdebachstraße ist kürzer als der reguläre Linienweg.

Die Stimmen der Betroffenen

Brigitte Lubomirski, eine direkte Anwohnerin, beschreibt die Herausforderungen: „Ich muss zur Ersatzhaltestelle hochgehen, was für viele ältere Menschen hier eine Zumutung ist.“ Sie schlägt eine einfachere Lösung vor, die Linie 371 über die Himmelohstraße umzuleiten, die Strecke der Linie 373. Die Linie 373 verkehrt nur unregelmäßig, mal alle 50, 60, 70 oder 90 Minuten – mit Umsteigezeiten von der Linie 371 zu Linie 373 von bis zu 25 Minuten.

Auch Anwohnerin Frau Netthövel berichtet von Schwierigkeiten: „Meine Tochter, die durch einen Unfall schlecht laufen kann, ist ebenfalls betroffen. Sie müsste zur Haltestelle am Sportplatz laufen, was besonders schwierig ist.“

Schlecht getaktet: Linie 373 empfinden Fahrgäste als schlechte Alternative zur Linie 371 und die Anschlüsse funktionieren zu schlecht. (Foto: M. Schirmer)
Schlecht getaktet: Linie 373 empfinden Fahrgäste als schlechte Alternative zur Linie 371 und die Anschlüsse funktionieren zu schlecht. (Foto: M. Schirmer)

Politische Unterstützung und neue Hoffnung

Ralf Stehmann (Foto: WBG)
Ralf Stehmann (Foto: WBG)

Ralf Stehmann von der WBG betonte die Dringlichkeit des Themas: „Es gibt zwei Wege – den politischen über die Ausschüsse oder den direkten Dialog. Letzteres wollten wir heute fördern, doch leider ist das im wahrsten Sinne des Wortes ins Schnee gefallen.“

Während die WBG den Dialog mit der VER sucht, setzen Parteien wie Bündnis 90/Die Grünen auf den offiziellen Weg. Ein gemeinsamer Antrag von Grünen und SPD zur Verbesserung der Nahverkehrsverbindungen wird am 20. Januar im Ausschuss für Mobilität und Verkehr diskutiert. Die öffentliche Sitzung könnte eine Plattform bieten, um den Druck auf die VER zu erhöhen.

Ralf Schulz (Foto: Bündnis 90/Die Grünen)
Ralf Schulz (Foto: Bündnis 90/Die Grünen)

„Wir gehen als Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen den offiziellen Weg,“ sagt Ralf Schulz, Fraktionsvorstand. „Es ist ja ein gutes Zeichen, wenn viele Leute auf vielen wegen versuchen was zu erreichen.“

Ein ungelöstes Problem trotz Beschwerdemanagement

Die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr ist verpflichtet, Beschwerden systematisch zu erfassen und Lösungen anzubieten. Doch in der Praxis bleiben viele Anliegen ungelöst. Fahrgäste beklagen, dass ihre Probleme trotz vorhandener Strukturen oft unbeachtet bleiben. Es liegt nun an den Politikern, im Verkehrsausschuss konkrete Verbesserungen einzufordern.

Fazit

Das Treffen an der Himmelohstraße zeigt einmal mehr die Kluft zwischen den Bedürfnissen der Fahrgäste und der Realität des Nahverkehrs. Die Abwesenheit des VER-Vertreters mag wie eine kleine Episode erscheinen, ist jedoch symptomatisch für das größere Problem: das Gefühl, von den Verantwortlichen allein gelassen zu werden. Die nächste Hoffnung ruht nun auf der politischen Debatte am 20. Januar – und darauf, dass Worte endlich in Taten umgesetzt werden.

Ausschuss für Mobilität und Verkehr

  • Datum: Montag, 20. Januar 2025, 17:00 bis 20:00 Uhr
  • Ort: FEZ, Alfred-Herrhausen-Straße 44, 58455 Witten (Haltestelle Universität Witten/Herdecke)
  • Die Sitzung ist öffentlich, Bürger dürfen teilnehmen