Witten. Der Wahlkampf zur Bundestagswahl 2025 hat die politische Landschaft in Deutschland erneut stark beeinflusst – und Populismus spielt dabei eine zentrale Rolle. Laut dem Konfliktforscher Prof. Dr. Nils-Christian Bormann von der Universität Witten/Herdecke birgt diese Entwicklung erhebliche Risiken für die Gesellschaft und die demokratische Kultur.
Die Mechanismen populistischer Rhetorik
Populismus setzt auf einfache Botschaften, um komplexe Probleme greifbarer zu machen. Kern dieser Strategie ist die Spaltung der Gesellschaft in zwei unversöhnliche Lager: „das Volk“ gegen „die Eliten“. Letztere werden oft als abgehobene und privilegierte Gruppe dargestellt, die gegen die Interessen der Bevölkerung arbeite – ein Narrativ, das im aktuellen Wahlkampf verstärkt bedient wird.
„Populisten behaupten über ihre politischen Gegner, dass sie das wahre Wohl des Volkes missachten, und stellen sie als korrupt dar“
erklärt Bormann. Besonders alarmierend sei der Rückgriff auf ein vermeintlich „goldenes Zeitalter“, eine Vergangenheit, die als harmonischer und sicherer dargestellt werde. Diese Rhetorik gehe oft mit migrationsfeindlichen und nationalistischen Untertönen einher. „Der Aufruf zur Rückkehr zu einem besseren Zustand wird oft mit der Ausgrenzung von ethnisch nicht-deutschen Menschen verbunden“, so der Wissenschaftler.
Warum Populismus auf fruchtbaren Boden fällt
Die Attraktivität populistischer Botschaften liegt in ihrer Einfachheit. Sie liefern klare Feindbilder und versprechen Lösungen, die vielen Wählerinnen und Wählern Orientierung bieten. Besonders Menschen, die sich von der etablierten Politik entfremdet fühlen, reagieren empfänglich auf populistische Parolen.
„Populistische Versprechen sind deshalb so wirkungsvoll, weil sie Wählern eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Lage suggerieren“, erklärt Bormann. Insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder gesellschaftlicher Umbrüche würden viele Menschen auf einfache Antworten zurückgreifen, um ihre Sorgen zu bewältigen.
Die Konsequenzen für die politische Kultur
Doch was bedeutet diese Entwicklung für die demokratische Gesellschaft? Bormann warnt: „Populismus vereinfacht die politische Debatte, was auf den ersten Blick hilfreich erscheinen mag, da es vorher ausgeschlossene Wähler mobilisiert. Da Populismus aber vielfach mit demokratiefeindlichen Ideologien wie einem radikalen Ethno-Nationalismus und der bewussten Verbreitung von Unwahrheiten einhergeht, kann er langfristig die Gesellschaft spalten und das Vertrauen in demokratische Institutionen unterwandern.“
Besonders besorgniserregend sei die zunehmende Fokussierung populistischer Rhetorik auf Migration. „Vor zehn Jahren richtete sich die Kritik von Populisten vor allem gegen internationale Institutionen wie die EU. Heute stehen Migranten im Zentrum der Angriffe“, beobachtet Bormann. Diese Strategie könnte den Wahlkampf 2025 entscheidend prägen.
Ein Blick in die Zukunft
Angesichts der fortschreitenden Polarisierung stellt sich die Frage, wie die Demokratie mit der Herausforderung Populismus umgehen kann. Experten fordern mehr politische Bildung, eine stärkere Einbindung der Bürger in Entscheidungsprozesse und eine sachliche, faktenbasierte Auseinandersetzung mit populistischen Argumenten.
Die Bundestagswahl 2025 wird zeigen, inwieweit populistische Strategien die politische Landschaft weiter verändern. Klar ist: Die Debatte über Populismus wird nicht mit dem Wahlkampf enden, sondern die politische Kultur Deutschlands langfristig beeinflussen.