Witten-Stockum. Das 10-jährige Bestehen der offenen Ganztagsschule (OGS) in Witten-Stockum ist Thema einer Radiosendung, die am Sonntag, 21. September, um 19:04 Uhr auf den Frequenzen von Radio Ennepe Ruhr (104,2 MHz) ausgestrahlt wird. Die Leiterin der OGS Annedore Blank blickt zurück auf 10 Jahre der Nachmittagsbetreuung, auch die Helfer und Besucher kommen in der Antenne-Witten-Sendung von Marek Schirmer zu Wort.
Antenne: Frau Blank, vor 10 Jahren wurden die offenen Ganztagsschule in Witten eingeführt, wie wurden die Kinder früher hier betreuut?
Blank: Die Kinder wurden damals in Horten betreut, es gab also in Stockum zwei Hortgruppen, wo Schulkinder Nachmittags auch betreut wurden.
Antenne: Das heißt die Kinder mussten die Schule verlassen, um betreut zu werden.
Blank: Ja, in der Regel angegliedert an eine Kindertagesstätte.
Antenne: Vor 10 Jahren entstand die OGS Harkortschule, wer hatte die Initiative angeführt? Wie kam es dazu?
Blank: Es gab ein Ratsbeschluss. Man wollte einfach die OGS einführen, weil es einfach über Landesmittel gefördert wurde.
Antenne: Es gab eine Initiative, dass die offenen Ganztagsschulen entstehen, mussten sich die Schulen um OGS bewerben?
Blank: Ja und die Harkortschule hat sich direkt beworben, gleich im ersten Jahr, weil man die Möglichkeit gesehen hat den Standort auch noch zu verbessern und zu sichern.
Antenne: Die Harkortschule war noch dreizügig, die Schule war recht voll, es musste Platz geschaffen werden.
Blank: Mit der Eröffnung der Schulgrenzen wurde die Harkortschule zweizügig, dadurch wurden Klassenräume frei. Wir konnten im Altbau das ganzen Gebäude in der oberen Etage leerziehen und OGS einrichten.
Antenne: Es gab in einem der Räume z. B. einen Physikraum und heute ist dort die OGS, was mussten Sie alles machen, damit die Räume nicht wie eine Schulklasse aussehen, sondern für den Freizeitbereich genutzt werden können?
Blank: Es wurde alles umgebaut. Das waren so riesen Waschbecken, die wurden rausgenommen. Inzwischen ist es ein Gruppenraum geworden mit einer Küchenzeile, als Teeküche. Das ist alles erneuert worden.
Antenne: Dafür gab es Landesmittel, wir sind hier in einer Cafeteria, die ist auch von Ihnen eingerichtet worden.
Blank: Genau, da gab es Landesmittel. Dadurch, dass die OGS Harkortschule mehrfach gewachsen ist, gab es mehrfach Landesmittel, so konnten wir einiges finanzieren. Irgendwann war der Topf leer und dann gab es eben nichts mehr. Und wir hatten das Glück aus diesem Topf zu schöpfen.
Antenne: Vor 10 Jahren sind Sie mit der OGS Harkortschule in Witten-Stockum gestartet, wurde das Angebot nachgefragt?
Blank: Ja, sehr stark nachgefragt, denn 45 Kinder zum Start war schon eine sehr große Gruppe. Wir sind sehr schnell gewachsen und sind jetzt bei 155 Kindern.
Antenne: Offene Ganztagsschule war ein neues Angebot. Wie war das am Anfang, wussten Sie was da eigentlich passieren soll? Wie es laufen soll und woher gab es die Richtlinien für die OGS?
Blank: Eigentlich gab es gar nichts, wir haben im Grunde genommen mit nichts angefangen. Es gab wenig Information, es gab keine Standards, es gab keine Regelung, es gab keine Möbel, es gab eigentlich überhaupt nichts. Wir haben also die erste Zeit einfach nur Improvisiert und haben uns dann auf den Weg gemacht unsere Forderungen zustellen und zu gucken, das wir das was wir für richtig hielten auch bekommen. Aber es waren die ersten Jahren eigentlich Kampf.
Antenne: Mit der Stadt Witten oder mit der Regierung in Düsseldorf?
Blank: Eigentlich mussten man um alles kämpfen, darum die Möbel geliefert wurden, dass das alles geklappt hat. Dass das Spielmaterial kam, dass man einen Schlüssel kriegte, mit dem man rein und raus konnte. Viele Dinge, die einfach wirklich nicht geregelt und nicht geklärt waren.
Antenne: Jetzt sind 10 Jahre vorbei, 10 Jahre Kampf oder hat sich mittlerweile die Situation stabilisiert und es gibt ordentliche Förderung für die OGS?
Blank: Die Situation hat auf jeden Fall stabilisiert. Wir haben das Landesjugendamt dann auch mit im Boot gehabt. Sie haben uns sehr in unserer Arbeit unterstützt. Es gab Qualitätszirkel und all diese Sachen, wo wir dann Mitspracherecht bekamen. Dadurch hat sich vieles auch auf der OGS-Ebene verändert. Man muss heute sagen zufrieden sind wir natürlich nicht, zufrieden ist man in der Regel nie. Es ist vieles viel besser geworden.
Antenne: Was würden Sie sich wünschen Frau Blank für die nächsten 10 Jahre OGS.
Blank: Ich würde mir schon wünschen, dass sich alles weiter entwickelt. Wir sind an der Harkortschule zu Lernzeiten über gegangen. Wir haben also die Hausaufgaben abgeschafft. Wir fahren ein ganz anderes System. Ich würde mir wünschen, wenn Kollegen sehen würden, wie entspannt unsere Kinder damit umgehen, dass Lernzeiten auch an deren Schulen eingeführt werden. Weil es einfach eine tolle Sache ist und weil es den „Ganztag“ ganz toll entlastet. Denn die Hausaufgaben sind da ein großer Stressfaktor. Das bestätigt auch jeder, der an der OGS arbeitet. Wir haben doch noch einige Visionen, was wir gerne verwirklichen würden.
Das Interview in voller Länge gab es als Podcast auf stockum.de.