Witten. Nach über einem Jahrzehnt Bauzeit und vielen Herausforderungen öffnet sich das Wittener Rathaus in neuem Glanz. Am 4. und 5. Juli 2025 lädt die Stadt ihre Bürgerinnen und Bürger zum großen Rathaus-Fest ein. Es ist mehr als eine Feier – es ist die symbolische Übergabe eines modernisierten, offenen und bürgernahen Verwaltungsgebäudes an die Menschen dieser Stadt.
Historische Substanz trifft moderne Verwaltung
Was von außen bereits fertig wirkt, ist im Inneren ein beeindruckendes Zusammenspiel aus Vergangenheit und Zukunft. Bürgermeister Lars König gewährte vorab einen Einblick in den frisch renovierten Nordflügel, der kurz vor der Fertigstellung steht. Besonders im Ratssaal zeigt sich die Sorgfalt, mit der das denkmalgeschützte Gebäude saniert wurde. Neue Möbel, verbesserte Akustik dank versteckter Dämmmaterialien – und ein architektonisches Detail, das aus der Geschichte heraus leuchtet: Die historischen Luftauslässe in der Decke wurden in aufwendiger Handarbeit rekonstruiert. „Wir wollten zeigen, wie repräsentativ dieser Raum einst war“, erklärt Klaus Böde, Leiter des Gebäudemanagements.
Bewahrung durch Sichtbarkeit
Ein weiteres Highlight findet sich im Treppenhaus. Eine Stelle an der Decke wirkt unvollständig – mit Absicht. Böde erläutert: „Wir haben dort originale Wand- und Deckenmalereien freigelegt. Die bleiben sichtbar, um als Fenster in die Geschichte zu dienen.“ Der Charme der Vergangenheit soll dabei nicht nur erhalten bleiben, sondern den Besuchenden die bauliche Entwicklung des Hauses vermitteln.
Effiziente Raumplanung, neue Struktur
Im Nordflügel wurde die Raumaufteilung grundlegend überarbeitet. Was früher Flur war, ist heute Bürofläche – lichtdurchflutet, modern und effizient. Dank kluger Raumplanung konnten die Arbeitsplätze von etwa 300 – 350 auf rund 500 erhöht werden. Verkehrswege wurden reduziert, Büros neu gegliedert. Die Verwaltung zieht nun zurück ins zentrale Rathausgebäude – bisher genutzte Außenstellen an der Stockumer Straße, der Annenstraße und in der Pferdebachstraße werden aufgegeben.
Die Bürgerdienste sind jetzt im Südflügel konzentriert, der Nordflügel bleibt weitgehend Backoffice. Es gibt drei Ausnahmen: Das Standesamt und das Case-Management ziehen in den Nordflügel ein – das Standesamt erhält einen prominenten Platz im ehemaligen Bürgerbüro, das als neues Trauzimmer wieder den Ort für standesamtliche Trauungen im Rathaus selbst bietet. Die Fraktionszimmer der Parteien bleiben im Nordflügel für Besucher*innen frei zugänglich.

Ein Rathaus für die Menschen
Symbolisch wie praktisch wurde mit einer alten Tradition gebrochen: den separaten Verkehrswegen für Mitarbeitende, die früher über Zwischentüren durch das Gebäude gelangten, ohne auf den Flur treten zu müssen. König betont die Bedeutung dieser Veränderung: „Früher war das Rathaus das Haus der Obrigkeit. Heute ist es das Haus aller Wittenerinnen und Wittener.“
Die Räume der Dezernentinnen und Dezernenten sind kleiner geworden, Besprechungsräume dafür größer und gemeinschaftlich nutzbar. Die Offenheit soll sich auch in der Nutzung widerspiegeln: Bürgerinnen und Bürger, Verwaltung und Politik begegnen sich auf Augenhöhe – räumlich und symbolisch.
49 Millionen Euro – ein Kraftakt mit Förderung
Der ursprünglich auf 29 Millionen Euro angesetzte Umbau hat sich letztlich auf rund 49 Millionen Euro summiert. Gründe sind gestiegene Baupreise, unvorhergesehene Maßnahmen wie die Sanierung von 2.000 m² Betondecken und die Arbeit im laufenden Verwaltungsbetrieb.
Eine finanzielle Entlastung kam durch Fördermittel in Höhe von etwa 20 Millionen Euro. Eine Summe, die König als einmalig bezeichnet: „Heute würde es solche Summen für eine Rathaussanierung nicht mehr geben.“
Fest für alle Wittenerinnen und Wittener
Am 4. und 5. Juli lädt die Stadt zum großen Rathaus-Fest. Es ist mehr als ein Blick hinter die Kulissen – es ist ein offener Tag für die Demokratie. König erklärt: „In meiner Zeit im Rat, seit 2004, hat es so etwas noch nie gegeben. Aber heute ist es wichtig, zu zeigen: Das hier ist nicht das Haus der Verwaltung – es gehört allen Menschen in dieser Stadt.“
Mit Führungen, Begegnungen und viel Programm soll das modernisierte Rathaus den Bürgerinnen und Bürgern neu vorgestellt werden. Ein Tag der offenen Türen – und der offenen Haltung.