Am 24. August 2025 ist Jozef Kurzeja, Arzt, Wissenschaftler, Fußballer und Mensch mit großem Herzen, nach schwerem Krebsleiden im Alter von 77 Jahren verstorben. Sein Lebensweg vereinte zwei Welten, die auf den ersten Blick nicht zueinander passen: den Leistungssport und die Spitzenmedizin. In beiden Feldern hat er Spuren hinterlassen, die bleiben.
Von Heinersdorf in die Fußball-Elite Polens
Geboren wurde Jozef Kurzeja 1948 in Dziewiętlice (dt. Heinersdorf) in der polnischen Woiwodschaft Oppeln. Schon früh zeigte sich sein außergewöhnliches Talent auf dem Fußballplatz. Mit 13 Jahren schloss er sich Sparta Paczków an – mit ein wenig List, denn eigentlich war er noch zu jung. Nur wenige Jahre später stand er bereits in der höchsten polnischen Spielklasse auf dem Platz.
Seine Profikarriere führte ihn über Oder Opole, Olympia Posen und Śląsk Wrocław schließlich zu Górnik Zabrze, einem der großen Traditionsvereine des Landes. Dort spielte er 161 Pflichtspiele, erzielte acht Tore und feierte zwei Meisterschaftsmedaillen – Silber 1974, Bronze 1977. Die Fans nannten ihn liebevoll „Doktor“ – ein Spitzname, der sowohl auf seine medizinische Laufbahn als auch auf seine überlegte Spielweise anspielte.
Mit Górnik Zabrze stand er auch auf europäischer Bühne im UEFA-Pokal, traf auf Gegner wie Partizan Belgrad oder Aston Villa. Unvergessen bleibt er zudem bei Śląsk Wrocław, wo er als einer der Helden des Aufstiegs 1972/73 in die polnische 1. Liga gefeiert wurde.
Vom Spielfeld in den Hörsaal
Während andere ihre gesamte Kraft dem Fußball widmeten, verfolgte Kurzeja parallel eine akademische Laufbahn. Zunächst begann er ein Pädagogikstudium in Opole, entschied sich jedoch bald für die Medizin. Das Studium führte ihn über Posen nach Kattowitz, wo er an der Schlesischen Medizinischen Universität seinen Abschluss machte.
Der Fußball ebnete ihm auch den Weg ins Ausland. Ende der 1970er-Jahre wechselte er nach Österreich – zunächst zu SV Stockerau, später zum SV St. Veit, wo er als Spieler, Leistungsträger und später als Trainer zur Vereinslegende wurde. Für viele Fans ist er bis heute schlicht „The Best Player“. Parallel setzte er seine medizinische Ausbildung fort und spezialisierte sich auf Strahlentherapie.
Arzt mit Empathie – Chefarzt in Witten
1988 kam Kurzeja nach Deutschland, wo er am Allgemeinen Krankenhaus Hagen seine Facharztausbildung in Strahlentherapie abschloss. Über Stationen in Hagen und Bochum führte sein Weg 2010 schließlich an das Evangelische Krankenhaus Witten (EVK). Dort übernahm er die Leitung der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie.
Zehn Jahre lang prägte er das Fachgebiet am EVK. Patienten und Kollegen schätzten seine medizinische Kompetenz ebenso wie seine persönliche Wärme. „Ihre Empathie gegenüber den Patienten war Spiegelbild Ihrer Ausstrahlung und Ihrer ärztlichen Berufung“, würdigte Krankenhaus-Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter bei seiner feierlichen Verabschiedung 2020.
Besonders eng verbunden war Kurzeja mit dem Dirigenten und Komponisten Arkadij Feldman, der 2011 in Witten von ihm behandelt wurde. Aus Dankbarkeit komponierte Feldman eine Fanfare zum 150-jährigen Bestehen des Krankenhauses – ein Symbol für die besondere Verbindung zwischen Medizin, Musik und Menschlichkeit, die Kurzeja prägte.
Staatliche Sinfonieorchester Kaliningrad spielt Eternally von Charles Chaplin im Ev. Krankenhaus Witten.
Ein Mann zwischen zwei Welten
Viele beschrieben ihn als „den besten Arzt unter den Fußballern und den besten Fußballer unter den Ärzten“. Was wie ein Bonmot klingt, beschreibt treffend seine Persönlichkeit: Leidenschaft, Disziplin und Hingabe zogen sich durch sein Leben – egal ob im Stadion, im Hörsaal oder am Krankenbett.
Noch 2020 sagte Kurzeja in einem Interview:
„Ich arbeite seit über 40 Jahren in der Onkologie. Niemand kann mir Angst vor dem Tod machen. Ich respektiere ihn, aber ich fürchte ihn nicht, weder als Arzt noch als praktizierender Christ.“
Abschied von „Il Dottore“
Am 24. August 2025 hat der Tod, den er so oft an der Seite von Patienten betrachtet und begleitet hat, ihn selbst ereilt. Mit 77 Jahren ist Jozef Kurzeja nach schwerem Krebsleiden gestorben.
Er war ein großer Mittelfeldspieler, ein großer Arzt – und vor allem ein großer Mensch. Vereine, Patienten, Freunde und Wegbegleiter in Polen, Österreich und Deutschland werden ihn in Erinnerung behalten.
Oder, wie es sein ehemaliger Verein Górnik Zabrze formulierte: „Lebe wohl, unser Freund.“



