Verborgene Bäche, neue Ideen: Witten setzt auf die Schwammstadt

Witten. Wo heute Asphalt und Pflastersteine dominieren, plätscherte einst Wasser: Viele Wittener Bäche, die einst das Stadtbild prägten, verschwanden im Zuge der Industrialisierung in unterirdischen Rohren. Nun rückt die Stadt diese verborgene Wasserwelt wieder in den Fokus – und verbindet Geschichte mit Zukunft. Zwei Mitarbeiterinnen der Stadt Witten, Petra Klein und Tamara Gademann, berichten in einer neuen Folge des Breddeviertel Podcasts Aktuell von den Chancen der „Schwammstadt“.

Wasser neu denken – auch für Annen, Stockum und Rüdinghausen

„Witten ist eine wasserreiche Stadt mit rund 150 Kilometern Fließgewässern“, erklärt Historiker Ralph Klein im Podcast. Doch viele davon sind unsichtbar. Genau diese „vergessenen Wasseradern“ stehen heute sinnbildlich für eine zentrale Herausforderung: Wie lassen sich Starkregen, Überflutungen und Hitzewellen künftig besser bewältigen?

Antworten liefert das Konzept der Schwammstadt. Statt Regenwasser schnell in die Kanalisation zu leiten, soll es im Boden versickern, Grünflächen versorgen und zur Abkühlung beitragen. „Wir wollen den natürlichen Wasserhaushalt stärken und unsere Innenstädte klimaresilient machen“, betont Klimamanagerin Tamara Gademann.

Förderung für Annen, Stockum und Rüdinghausen

Ein besonderer Fokus liegt auf den Stadtteilen im Emschergebiet: Annen, Stockum und Rüdinghausen. Hier greift die Förderung der Emschergenossenschaft. Bürgerinnen und Bürger, die Regenwasser sammeln, Dächer begrünen oder entsiegeln, können mit 60 bis 90 Prozent finanzieller Unterstützung rechnen. Damit soll das Schwammstadt-Prinzip nicht nur in öffentlichen Modellprojekten sichtbar werden, sondern auch direkt vor Haustüren und auf Balkonen.

Modellprojekte und Förderung

Im Rahmen der Landesförderung KRiS – Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft arbeitet Witten derzeit mit einem Kölner Ingenieurbüro an Modellprojekten. Zunächst stehen kommunale Flächen im Fokus, etwa Schulen oder öffentliche Gärten. „Wir wollen zeigen, wie Versickerung und Kühlung funktionieren können, um daraus Beispiele für die ganze Stadt zu entwickeln“, so Gademann.

Für private Eigentümerinnen und Eigentümer bietet die Stadt ebenfalls Beratungsangebote: Der Starkregen-Manager der Entwässerungswerke Witten (ESW) informiert kostenlos über Risiken und Schutzmöglichkeiten.

Jede Blume zählt

Doch nicht nur große Projekte sind gefragt. Petra Klein, Leiterin der Koordinierungsstelle Stadterneuerung und Klimaschutz, ruft zu Eigeninitiative auf: „Jeder Blumentopf, jedes gesammelte Regenwasser hilft uns, das Stadtklima zu verbessern.“ Ob Balkonkästen, begrünte Dächer oder Wasserspeicher an der Regenrinne – kleine Schritte summieren sich.

Zudem lobt die Stadt Ende des Jahres erneut den Wittener Umweltpreis aus. Bewerben können sich alle, die mit kreativen Ideen – ob groß oder klein – zum Klimaschutz beitragen.

Ein Blick in die Vergangenheit, ein Auftrag für die Zukunft

Der Podcast schlägt den Bogen von der Wasser-Geschichte Wittens bis zu heutigen Herausforderungen. Straßennamen wie „Bachstraße“ oder „Bellerslohstraße“ erinnern noch an die einstigen Wasserläufe. Heute gilt es, Wasser wieder sichtbarer zu machen – nicht als Bedrohung, sondern als Ressource.

„Wir dürfen nicht verzagen, sondern können viel tun“, fasst Petra Klein zusammen. „Das Ziel ist eine Stadt, die den Klimawandel nicht nur aushält, sondern aktiv gestaltet.“

Die Podcast-Folge „Auf dem Weg zur Schwammstadt – über Bäche und Wasser“ ist seit dem 22. August unter www.breddeviertel.de abrufbar.

Barrierefreiheit