Witten. Seit vier Jahren kämpfen die Bewohner des Stadtteils Düren und des Stockumer Westens um eine funktionierende Busanbindung an die Innenstadt. Ihre Beschwerden blieben bislang ungehört. Besonders betroffen ist die Haltestelle Himmelohstraße, die trotz bestehender Konzession von der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) nicht bedient wird. Nun soll sich der Verkehrsausschuss mit dem Fall befassen.
Am Montag, den 24. März, wird VER-Geschäftsführer Peter Bökenkötter im Ausschuss für Mobilität und Verkehr darlegen, warum seine Gesellschaft Bestandteile der vertraglichen Vereinbarungen nicht erfüllt. Der öffentlich tagende Ausschuss folgt damit einem Antrag der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und SPD.

Vertragliche Verpflichtungen und unterlassene Bedienung
Das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) schreibt vor, dass ein Unternehmen während der Geltungsdauer einer Genehmigung seine Linienverkehre vollumfänglich aufrechterhalten muss. Laut § 21 Absatz 1 des PBefG umfasst die Betriebspflicht alle Bestandteile der erteilten Genehmigung. Dennoch bleibt die Haltestelle Himmelohstraße von der Buslinie 371 ausgeschlossen. Das Verkehrsunternehmen fährt eine Umleitung, die kürzer als die ursprüngliche Strecke ist und spart Kraftstoff ein. Der Bus hält sechs Minuten mitten auf der Strecke, dabei könnte in dieser Zeit die Halltestelle Himmelohstraße bedient werden oder die Endstelle Stockumer Bruch erreicht werden, die nur fünf Minuten entfernte liege.

Die Stadt Witten finanziert die Busverbindung über die Kreisumlage, erhält aber nur eine eingeschränkte Leistung. Täglich sind rund 75 Fahrgäste pro Richtung betroffen, die weite Wege zur nächsten erreichbaren Haltestelle in Kauf nehmen müssen.
Kritik an mangelnder Kommunikationsbereitschaft der VER
Der Unmut über die VER wächst, nicht zuletzt aufgrund der als unzureichend empfundenen Kommunikationspolitik des Unternehmens. Stockumer Bürger suchten die Unterstützung von drei Wittener Parteien. Besonders engagiert zeigte sich Ralf Stehmann, Vorsitzender der Wittener Bürgergemeinschaft, der im Dezember täglich mit der VER Kontakt aufnahm, um Verantwortliche zu erreichen.

Ein Ortstermin mit Bürgern, Politikern und der Presse wurde schließlich vereinbart, doch der Vertreter der VER sagte kurzfristig ab. Danach verweigerte das Verkehrsunternehmen weitere Gespräche mit den betroffenen Bürgern. Auch die Stadtverwaltung stieß auf verschlossene Türen: Mehrere Anfragen der Planungsabteilung nach einem Termin wurden nicht angenommen, obwohl die Stadt täglich Termine anbot.
Politischer Druck und wiederkehrendes Problem

Die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und SPD fordern eine verbindliche Regelung zur Bedienung der Haltestelle Himmelohstraße. Mindestens 20 Fahrten pro Tag sollen dort gehalten werden. Doch die bisherige Praxis zeigt, dass eine schnelle Reaktion der VER nicht zu erwarten ist. Im Gegensatz dazu hatte die Bogestra im Fall “Sonnenschein” nach erster Kritik innerhalb einer Woche eine Lösung gefunden.
Der Verdacht liegt nahe, dass die VER das Problem aussitzt. Alle paar Monate wird die Straße Bebbelsdorf für mehre Monate gesperrt, dann wieder geöffnet. Die Bürger kämpfen dann wieder von Anfang an für ihre Busanbindung, weil die Politik und Verwaltung zu träge reagieren und dem Verkehrsunternehmen die Abläufe bestens bekannt sind.

VER: Ein Problem nicht nur in Witten
Nicht nur in Witten sorgt die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr für Unmut. In Dortmund gab es massive Fehler bei der Verlängerung der Linie 371 zur TU Dortmund, die Fahrpläne waren falsch und an drei Haltestellen fehlten die Liniennummern, sowie Tarifinformationen.
Die Sitzung des Verkehrsausschusses am 24. März bietet die Gelegenheit, das Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen. Ob dies langfristig zu einer Verbesserung führt, bleibt abzuwarten.
Wie können sich Fahrgäste beteiligen?
Im Ausschuss für Mobilität und Verkehr gibt es keine Möglichkeit der Bürgerbeteiligung. Dennoch können Bürger ihre Fragen einbringen, in dem Sie vor der Sitzung Wittener Politiker anrufen und anschreiben, um ihre Fragen zu nennen. Die Sitzung ist öffentlich, Interessierte Bürger können Ihr Interesse bekunden, in dem Sie nach dem Tagungsordnungspunkt aufstehen und den Raum verlassen. So signalisieren sie, dass sie wegen diesem Thema die Sitzung besuchten. Die Sitzung findet im großen Saal des FEZ an der Alfred-Herrhausen-Straße 44 in Witten statt (Haltestelle Universität Witten/Herdecke).