Witten würdigt erneut die Menschen, die das soziale und kulturelle Rückgrat der Stadt bilden – mit Projekten, die Parkinsonpatienten stärken, Kinder in ferne Galaxien schicken und lokale Geschichte lebendig halten.
Ein Abend für die Heimat – und für jene, die sie gestalten
Der Festsaal im Haus Witten war an diesem Freitagabend (5.12.) bis auf den letzten Platz gefüllt, als Bürgermeister Dirk Leistner die drei Preisträger des Heimat-Preises 2025 ehrte. Die Zeremonie, längst zu einem Fixpunkt im Wittener Jahreskalender geworden, erinnerte einmal mehr daran, wie vielfältig sich Menschen in dieser Stadt engagieren.


Bevor die Preisträger auf die Bühne traten, verlieh Leistner zunächst Ehrenamtsnadeln an langjährige Ratsmitglieder – ein symbolischer Auftakt, der soziales Miteinander, politische Verantwortung und bürgerschaftliches Engagement miteinander verband.
Der diesjährige Heimatpreis ging an drei Vereine, deren Projekte kaum unterschiedlicher sein könnten – und die dennoch eines eint: Sie schaffen Orte der Begegnung und Gemeinschaft, beleben Traditionen und inspirieren Menschen, über sich hinauszuwachsen.
1. Preis: DJK Blau-Weiß Annen – „Tischtennis gegen Parkinson“
Als der Vereinsvertreter Arnold Weis vor das Publikum trat, wurde es still. Weis, Arzt im Ruhestand und selbst seit dreieinhalb Jahren an Parkinson erkrankt, schilderte eindrücklich, wie der Tischtennissport ihm Lebensmut und Beweglichkeit zurückgegeben hat. Das Projekt „Tischtennis gegen Parkinson“, getragen vom DJK Blau-Weiß Annen, ist bundesweit Teil der PingPongParkinson-Initiative – seit Januar 2025 ist der Annener Verein offizieller Stützpunkt.

Tischtennis als Therapie: Die Idee ist ebenso einfach wie wirkungsvoll. Reaktionsvermögen, Hand-Auge-Koordination, Gleichgewicht – all das wird im schnellen Spielerhythmus geschult. Studien belegen deutliche Fortschritte bei Betroffenen, sogar in Sprache, Handschrift und Mobilität. Und nicht zuletzt entsteht im gemeinsamen Training ein Gefühl, das für Menschen mit einer chronischen Erkrankung unbezahlbar ist: Zugehörigkeit.
Montags zwischen 16 und 17 Uhr trifft sich die Gruppe in der Holzkamp-Schule. Für viele ist es inzwischen ein zweites Zuhause geworden – und für die Jury ein Beispiel dafür, wie Sport, Gemeinschaft und medizinische Erkenntnisse zu einem Leuchtturmprojekt verschmelzen können.
2. Preis: Magic Academy Witten e. V. – Eine galaktische Mission
Wer an diesem Abend im Haus Witten saß, wusste spätestens nach der Showeinlage von Shabaz Malik, dass Zauberei weit mehr ist als Illusion. Die Magic Academy Witten erhielt den zweiten Preis für ihre Produktion „SPACE MISSION“, ein großes Zaubertheater, das Fantasie, Schauspiel und Magie miteinander verknüpft – und dabei rund 50 Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu einem Ensemble formt.

Die von Susanne Malik gegründete Academy hat sich vom Schulprojekt zur festen Adresse in der Wittener Kulturszene entwickelt. Workshops, Bühnentraining, Solo-Auftritte – hier lernen Kinder, sich zu präsentieren, kreativ zu denken und aufzutreten.
In der Inszenierung reisten die Zauberinnen und Zauberer durch ferne Galaxien, halfen bedrohten Völkern und stellten sich dem „Dunklen Lord“ entgegen. Was in der Rahmenhandlung nach Science-Fiction klingt, entfaltete sich auf der Bühne der Rudolf-Steiner-Schule als professionell durchkomponierte Show: Schwebeeffekte, Kleinillusionen, Lichtkunst – mit einer Leidenschaft, die das Publikum mitriss. Selbst Meister „Yoga“ durfte nicht fehlen. Die Showeinlage im Haus Witten machte Lust auf einen Besuch des nächsten Bühnen-Programms der Magic Academy Witten.

3. Preis: Heimat- und Geschichtsverein Bommern e.V. – Gedächtnis eines Stadtteils
Als Klaus Wiegand, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Bommern, den Preis entgegennahm, fand Laudator Harald Kahl deutliche Worte: „Ohne Geschichte sind wir gezwungen, Fehler zu wiederholen.“ Der Verein, ausgezeichnet für sein Gesamtangebot, zeigt seit Jahren, wie lokale Geschichtsarbeit aussehen kann – nahbar, engagiert und stets der Zukunft zugewandt.

Der Verein archiviert historische Dokumente, gestaltet die „Bommeraner Blätter“, organisiert Erzählcafés und Exkursionen. Doch Kahl nutzte seine Rede, um den Blick zu weiten: Heimatgeschichte sei mehr als Nostalgie. Sie sei Fundament demokratischen Bewusstseins – gerade in Zeiten, in denen extremistische Kräfte erstarken.
„Politisches Engagement darf nicht negativ besetzt sein“, sagte er, und würdigte Wiegand als ein Beispiel ziviler Verantwortung. Ein Preis, der nicht nur historische Arbeit würdigt, sondern gesellschaftliche Haltung.
Warum der Heimatpreis wichtig bleibt
Der Heimat-Preis, initiiert vom NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, wird in Witten mittlerweile zum fünften Mal vergeben. Er macht sichtbar, was oft im Stillen geschieht: Ehrenamtliche Initiativen, die Nachbarschaft stärken, kulturelle Vielfalt fördern oder historische Spuren bewahren.
Bis zu 5.000 Euro stehen für Projekte bereit, die im Stadtgebiet umgesetzt werden und nachhaltige Wirkung entfalten. Die Preisträger nehmen anschließend am Landeswettbewerb teil. Eine Chance, lokale Initiativen über die Stadtgrenzen hinaus bekannt zu machen.

Rückblick: Was frühere Preisträger bewegte
Die Vielfalt der Projekte vergangener Jahre zeigt, wie breit das Engagement in Witten ist:
Heimatpreis 2021
- „DasMachenWirGemeinsam“ (Caritas): Ein Quartiersprojekt für Zusammenhalt in Krisenzeiten.
- Nawit: Seit 40 Jahren engagiert im Naturschutz, vom Apfelsaft bis zur Streuobstwiese.
- „Körbe statt Konsolen“ (SG Witten Baskets): Ein Signal für Jugendarbeit nach der Pandemie.
Heimatpreis 2022
- Kreativquartier Annen: Für einen lebendigen Stadtteil – einer von zwei Erstplatzierten.
- Hammerteich e.V.: Einsatz für ein bedrohtes Naturgewässer.
- Förderverein Kirche Buchholz: Bewahrung eines besonderen Ortes.
Heimatpreis 2023
- Günnemann-Kotten e.V.: Restaurierung eines denkmalgeschützten Hofes.
- „Gärten für die Gemeinschaft“: Urban Gardening als soziale Klammer.
- „Holzer Garten“: Naturerfahrung und Bildung für Kinder in Buchholz.
Heimatpreis 2024
- „Die soziale Verschreibung“ (Caritas): Gegen Einsamkeit, für Begegnung.
- „Fäden der Gemeinschaft“ (nouranour e.V.): Nähen als verbindende Kulturtechnik.
- „Herbede putzt sich heraus“: Gemeinsame Aktionen für einen lebenswerteren Ort.
Ein Fazit, das Mut macht
Der Heimatpreis 2025 zeigt: Ehrenamtliches Engagement in Witten ist lebendig, kreativ und gesellschaftlich relevant. Ob im Sport, im Zaubertheater oder in der Geschichtsarbeit – überall arbeiten Menschen daran, Witten zu einem Ort zu machen, an dem Gemeinschaft entsteht.
Einmal im Jahr leuchten sie besonders hell. Aber ihre Arbeit wirkt weit darüber hinaus. Witten kann stolz auf sie sein.



