Witten-Stockum. Noch sieht alles gut aus: Die Heimatfreunde Stockum/Düren e.V. gelten als ein „kerngesunder Verein“. Die Finanzen sind solide, das Veranstaltungsprogramm abwechslungsreich, die wöchentlichen Treffen im Heimatstübchen beliebt. Ein Verein mit rund 200 Mitgliedern, der seit fast vier Jahrzehnten Kultur und Geschichte seiner Heimat pflegt. Doch hinter dieser Fassade brodelt es gewaltig – und der Bestand des Vereins steht auf der Kippe.
In einem eindringlichen Brandbrief und einem Schreiben an die Mitglieder ruft der Vorstand zur Jahreshauptversammlung am 8. Mai auf – und zum dringenden personellen Neuanfang. Denn der Verein steht vor einer Herausforderung, die so viele ehrenamtlich getragene Organisationen betrifft: Es fehlen Nachfolger.
„Der derzeitige Vorstand besteht aus Frauen und Männern, die alle über 72 Jahre alt sind“, heißt es in dem Schreiben. Einige sind sogar über 78. Eine Wiederwahl, so der Vorstand, sei keine Option mehr: „Das hilft weder dem Verein noch den Betroffenen, die ihr Engagement zurückschrauben müssen oder wollen.“
Ein Appell an die Vernunft – und ans Herz
In ungewohnt deutlichen Worten skizzieren die Heimatfreunde in ihrem Brandbrief ein drohendes Szenario: „Entweder – oder! DU wirst gebraucht!“ Die Aussage ist unmissverständlich. Wenn sich bis zur Jahreshauptversammlung am 8. Mai keine neuen Vorstandsmitglieder finden, steht das Ende des Vereins zum Jahresende 2025 im Raum.
Dabei steht viel auf dem Spiel: Die Heimatfreunde organisieren nicht nur eigene Veranstaltungen wie Dreschtage, Pflugschauen, Vorträge oder gesellige Heimatnachmittage, sondern tragen auch wesentlich zum Gemeinschaftsleben in Stockum bei. Sie sind Teil eines lebendigen Netzwerks ehrenamtlichen Engagements – und bewahren zugleich das kulturelle Gedächtnis des Ortes.
„Wir sind auf der Zielgeraden“, schreiben der stellvertretende Vorsitzende Reinhard Beine und Geschäftsführer Klaus Danielmeier. Doch das Ziel ist ungewiss – es könne der „Tod des Vereins“ oder der „Ausblick auf Fortbestand“ sein. Es hänge ganz konkret davon ab, ob sich neue, engagierte Menschen finden, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen – mindestens für die kommenden zwei Jahre.
Heimat bewahren – durch Mitmachen
In einem letzten Appell heißt es: „Nicht nur Fremde, sondern insbesondere verantwortungsbewusste Mitglieder des Vereins, denen an dieser wichtigen Institution in Stockum gelegen ist, sollten sich einen Ruck geben.“ Gesucht werden Menschen mit Interesse an lokaler Geschichte und Kultur – egal ob alt oder jung, erfahren oder neu dabei.
Die Tür steht offen: Wer sich engagieren möchte, kann donnerstags zwischen 15:00 und 17:00 Uhr im Heimatstübchen (Hörder Straße 340) vorbeischauen, sich telefonisch bei Klaus Danielmeier unter der Nummer 48837 melden oder per E-Mail Kontakt aufnehmen.
Fazit: Der Verein ruft nicht nur zur Teilnahme an der Jahreshauptversammlung auf – sondern zur aktiven Mitgestaltung der Zukunft. Wer jetzt nicht handelt, könnte bald nur noch von der Vergangenheit sprechen. Und gerade das wollen die Heimatfreunde eigentlich vermeiden.