Stockum, Samstagnachmittag: Zwei Damen starren ratlos auf den Fahrplan. Der Bus? Nicht in Sicht. Die VRR-App jongliert munter mit den Minuten – erst acht, dann zehn, schließlich zwölf Minuten Verspätung. Ein gewöhnlicher Irrtum oder doch ein größeres Drama? Die Fahrgäste in der Gegenrichtung blicken ebenso nervös auf ihre Smartphones. Als der Bus dann endlich eintrifft, stellt sich die bange Frage: Gibt es eine Störung? Der Fahrer bleibt gelassen – ihm ist nichts bekannt.
Doch dann, in der Frankensteiner Straße, das jähe Ende der Fahrt: Polizeisperre. Stille. Motor aus. Der Busfahrer versinkt in seinem Smartphone, offenbar auf der Suche nach Antworten –oder richtigen Rufnummer. Keine Durchsage, keine Erklärung. Fahrgäste steigen ratlos aus oder versinken im Bus in Gesprächen. Schließlich naht Rettung in Form eines Polizisten, dessen Handbewegung unmissverständlich ist: “Fahr doch weiter!” Und siehe da – der Weg war ganze Zeit frei. Im Rahmen der „Antikapitalistische Aktionswochen“ fand eine Demonstration an der Bushaltestelle vor der Universität Witten/Herdecke statt. Der 27. Kongress für Familienunternehmen innen drin. Die Demo ordnungsgemäß angemeldet.
Es bleibt die Frage: Wo ist die einst übliche Absprache zwischen Busfahrern und Leitstellen geblieben? Warum kann die VRR-App zwar kryptische Verspätungszahlen ausspucken, aber keine sinnvollen Informationen liefern? Und vor allem: Wozu all die Digitalisierung, wenn niemand sie nutzt?
Ich steige um in die 50 Minuten verspätete Bahn. Die glänzt – wenn auch nur ausnahmsweise – mit Kommunikation. Ein besitzerloser Koffer sorgt für Verspätungen, aber der Zugbegleiter informiert, entschuldigt sich, hält die Fahrgäste auf dem Laufenden. Warum funktioniert das nicht im Bus?
Man erwartet ja keine literarischen Durchsagen. Aber wenn man irgendwo sinnlos herumsteht, wäre ein Hinweis durchaus nett. Oder, um es in der Sprache der Digital Natives zu sagen: Eine Info wäre „nice“.