Abschied von zwei Pionierinnen: Birgit Wewers und Vivien Knoth ziehen sich aus der Quartiersarbeit zurück

Witten-Annen. Ein Kapitel voller Engagement, Kreativität und Herausforderungen schließt sich: Birgit Wewers und Vivien Knoth, die treibenden Kräfte hinter der Quartiersarbeit im Kreativquartier Witten-Annen, haben bekanntgegeben, sich zum Jahresende aus ihrem langjährigen Einsatz für den Stadtteil zurückzuziehen. Die Entscheidung fällt ihnen schwer, doch sie blicken mit Zuversicht auf neue künstlerische Projekte.

Ein Abschied mit gemischten Gefühlen

„Nach langem Ringen und schweren Herzens“ sei die Entscheidung gefallen, schreiben die beiden Künstlerinnen in ihrem Abschiedsstatement. Es sei keine einfache Aufgabe gewesen, loszulassen, doch die Belastungen der letzten Jahre und die fehlenden langfristigen Unterstützungsstrukturen ließen ihnen keine Wahl.

Ihre Quartiersarbeit war weit mehr als nur die Organisation von Straßenfesten und Veranstaltungen im öffentlichen Raum. Wewers und Knoth verfolgten das ambitionierte Ziel, nachhaltige und spürbare Veränderungen für die Anwohner von Annen zu schaffen – nicht nur für einen kleinen Kreis, sondern für den gesamten Stadtteil.

„Wir wollten wirkliche Veränderungen und wir wollten diese für die Menschen, die in unserem Stadtteil leben“,

so die Künstlerinnen. Trotz einiger Erfolge stießen sie letztlich an die Grenzen ihrer Kräfte.

„Die gegebenen Strukturen haben uns auf Dauer an die Grenzen unserer Leistungsmöglichkeiten gebracht“,

resümieren sie.

Rückblick auf Erfolge und Herausforderungen

In ihrem Rückblick betonen Wewers und Knoth die positiven Erfahrungen, die sie während ihrer Quartiersarbeit gesammelt haben: „Wir hatten tolle Veranstaltungen und Projekte, haben mit wunderbaren Menschen zusammengearbeitet und ein gutes Netzwerk aufgebaut.“ Doch neben der kreativen Arbeit wurden sie auch mit alltäglichen Herausforderungen konfrontiert – etwa mit der schwierigen Müllsituation in der Bebelstraße oder fehlenden Parkmöglichkeiten.

Besonders belastend sei der Umgang mit Förderrichtlinien gewesen, die die notwendige Nachbetreuung von Projekten meist außen vor ließen. Die Suche nach langfristiger, struktureller Unterstützung verlief oft ergebnislos. „Fast alle Parteien waren bei uns und haben ihre Hilfe angeboten. Doch konkrete Veränderungen blieben aus.“

Ausgebliebene Unterstützung der Stadt

Obwohl die beiden Künstlerinnen jahrelang unermüdlich Projekte und Aktionen ins Leben riefen, scheiterten ihre Bemühungen an strukturellen Hürden und mangelnder Kooperationsbereitschaft seitens der Stadt. Vor allem das Müllproblem im Viertel und unflexible Regelungen, etwa bei Parkzeiten, sorgten für wiederholte Konflikte. Viele ihrer Anliegen stießen auf taube Ohren, während versprochene Hilfe ausblieb.

Dank an Unterstützer

Dennoch blickt das Duo ohne Groll zurück: „Wir sind dankbar für das, was wir erreicht haben.“ Besonders hob es die Unterstützung durch lokale Institutionen und engagierte Einzelpersonen hervor. Die SPD, WBG und das Kulturforum haben durch Spenden und Kooperationen geholfen, ebenso Ansprechpartner aus der Stadtverwaltung, wie Ralph Hiltrop oder das Ordnungsamt. Auch Pfarrer Claus Humbert, der vor kurzem verstorben ist, bleibt den beiden als Unterstützer in Erinnerung.

Der Blick nach vorn

Ab Januar widmen sich Wewers und Knoth wieder verstärkt der Kunst. In ihren Ateliers planen sie, sich auf Ausstellungen, Workshops, Seminare und Kurse zu konzentrieren. Mit der gewonnenen Zeit und Energie möchten sie ihre Kreativität neu entfalten.

Die Quartiersarbeit in Annen verliert damit zwei engagierte Initiatorinnen, die mit Herzblut und Beharrlichkeit viel bewegt haben. Ihr Abschied hinterlässt eine Lücke, aber auch ein inspirierendes Vermächtnis: die Erinnerung an die Kraft, mit der sie den Stadtteil geprägt haben.

Rückblick

Das Kreativquartier Witten-Annen entstand 2014 aus einer Initiative von Birgit Wewers und Vivien Knoth, die leerstehende Ladenlokale im Stadtteil in kreative Räume verwandelten. Mit der Gründung des Vereins „Kreativquartier Annen e.V.“ 2016 wurde das Projekt institutionalisiert und entwickelte sich zu einem Knotenpunkt für Kunst, Kultur und Nachbarschaftsarbeit. Über Jahre organisierten die beiden Künstlerinnen Ausstellungen, Workshops, Straßenfeste und Initiativen, um den Stadtteil zu beleben und soziale Strukturen zu stärken. Dabei schufen sie nicht nur eine Plattform für Kunst, sondern auch einen Raum für Gemeinschaft und Austausch im Herzen von Annen.

Für weitere Informationen über das Kreativquartier und die bisherigen Projekte: kreativquartier-annen.de

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