Stockumer SPD-Kandidaten unterwegs: Bürgergespräch zwischen Dorfplatz und Kneipe

Witten-Stockum. Noch eine Woche bis zur Wahl: Während andernorts Plakatwände und Social-Media-Kanäle dominieren, setzten die Stockumer SPD-Kandidaten am Samstagvormittag (6.9.) auf das persönliche Gespräch. Tanja Knopp, Frank Kleiner und Nicklas König luden zu einem Stadtteilrundgang ein – von der Grünfläche am Edeka bis hin zum „Treppchen“. Fünf Stationen, viele Themen, überschaubare Resonanz.

Ein „Dorfplatz“, der keiner ist

Los ging es am Grünstreifen zwischen Edeka und Harkortschule. Die Politiker sprechen vom „Dorfplatz“, doch die Bezeichnung löst bei vielen Stockumern Stirnrunzeln aus. Tatsächlich ist die Fläche eine Mischung aus Bolzplatz, Grünanlage und Treffpunkt – leider auch immer wieder mit Müll und Scherben. Ein Bürger regte an, die Fläche stärker als Dorfmittelpunkt zu entwickeln. „Der Platz lädt aktuell kaum zum Verweilen ein“, kritisiert er. Zuvor sollten aber die Schmierereien an der Turnhallenwand beseitigt werden, bevor sich der Verfassungsschutz dafür interessieren.

Schlaglöcher und Wurzelaufbrüche

Nächster Halt die Ecke Himmelohstraße/Dürener Straße, hier steht die Verkehrssicherheit im Vordergrund. Der Radweg entlang der Hörder Straße wurde zwar abschnittsweise ausgebessert, doch Wurzelaufbrüche machen die Strecke gefährlich. „Gerade bei Dunkelheit wird’s riskant“, so ein Radfahrer. Auch die unebene Kreuzung Hörder Str. /  Borgäcker / Himmelohstr. zwingt Autofahrer regelmäßig zum Abbremsen.

Warnsirene auf der Harkortschule. Drei Tage vor der Kommunalwahl ist Bundesweiter Warntag. Am 11. September 2025 können Wähler testen, ob die Stadt Witten sie ausreichend laut warnt. (Foto: MS)
Warnsirene auf der Harkortschule. Drei Tage vor der Kommunalwahl ist Bundesweiter Warntag. Am 11. September 2025 können Wähler testen, ob die Stadt Witten sie ausreichend laut warnt. (Foto: MS)

Straßen, die nicht sauber werden

Ein Abstecher in den Weizenkamp offenbarte ein weiteres Dauerärgernis: wucherndes Grün und verstopfte Gullys. Poller, die eigentlich für Verkehrsberuhigung sorgen sollen, verhindern den Einsatz von Kehrmaschinen. Moos und Schmutz bleiben damit dauerhaft.

Spielplatz mit Verbesserungspotenzial

Der Spielplatz an der Mittelstraße gilt eigentlich als Vorzeigeobjekt. Doch auch hier gab es klare Wünsche: „Turnstangen fehlen, und die Schaukel hängt zu tief“, meinte eine junge Nutzerin.

Fehlender Hausarzt, fehlende Barrierefreiheit

Praxis Dr. Barth & Kollegen in Witten-Stockum. (Foto: M. Schirmer)
Praxis Dr. Barth & Kollegen in Witten-Stockum. (Foto: M. Schirmer)

Ein schmerzhaftes Thema für viele: Die seit 1. September geschlossene Praxis von Dr. Barth an der Hörder Straße. „Stockum bleibt ohne Hausarzt – und niemand weiß, ob sich das jemals ändert“, resümierte Klein. An der nahegelegenen Bushaltestelle Mittelstraße fiel auf: Barrierefreiheit Fehlanzeige. Obwohl das Personenbeförderungsgesetz die Umsetzung seit 1. Januar 2022 vorschreibt, sind mehrere stark frequentierte Haltestellen entlang der Hörder Straße immer noch nicht angepasst.

ÖPNV: Technik mit Tücken

Nach dem Wechsel der Bordrechner in Bussen der VER funktionieren die Haltestellenanzeige auf dem Weg vom Betriebshof zur Starthaltestelle Witten Hbf. Auf dem regulären Linienweg bleiben die Anzeige häufig leer oder es werden falsche Haltestellen angezeigt. (Foto: MS)
Nach dem Wechsel der Bordrechner in Bussen der VER funktionieren die Haltestellenanzeige auf dem Weg vom Betriebshof zur Starthaltestelle Witten Hbf. Auf dem regulären Linienweg bleiben die Anzeige häufig leer oder es werden falsche Haltestellen angezeigt. (Foto: MS)

Besonders kritisch sahen die Bürger die Probleme mit der Buslinie 371. Seit der Einführung neuer Bordrechner läuft vieles nicht rund: fehlende Ansagen, keine oder falsche Haltestellenanzeige auf Displays, keine Tickets im Fahrzeug. Auch die fehlende Kommunikation zwischen den Busfahrern der Linien 371 und 373 sorgt für Ärger: „Wer von der Himmelohstraße in den Bus in die City umsteigen will, verpasst den Anschlussbus, weil die Kommunikation zwischen den Fahrern nicht funktioiert.“ Kreistagskandidat König, der im Aufsichtsrat der VER sitzt, notiert fleißig mit. Hinzu kommt: Während Bogestra- und DSW21-Busse in Dortmund seit fast 20 Jahren mit Ampelbeeinflussung fahren, steht die VER in Witten ohne entsprechende Technik da. „Fünf Minuten länger von Witten bis Dortmund-Oespel – nur wegen der Ampeln“, kritisierte ein Teilnehmer.

Vereine und Kultur als Gegenpol

SPD-Politiker vor dem Schaufenster der Heimatstube der Heimatfreunde Stockum Düren an der Hörder Straße (Foto: Marek Schirmer)
SPD-Politiker vor dem Schaufenster der Heimatstube der Heimatfreunde Stockum Düren an der Hörder Straße (Foto: Marek Schirmer)

Nicht nur Probleme standen auf der Agenda. Am Schaufenster der Heimatfreunde erinnerten Kleiner, Knopp und König an die große Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit – und an die Nachwuchssorgen des Traditionsvereins. An der St.-Maximilian-Kolbe-Kirche zeigte Hausmeister Heinrich Mainka, wie vielfältig das Gemeindehaus genutzt wird: vom Theaterverein über das Togo-Hilfsprojekt bis hin zum renommierten „KuK-Loch“-Kellerkonzert.

Bei Stockumern kaum bekannt, überregional von Musikern geschätzt – das KUKLoch im Kath. Gemeindehaus bietet regelmäßig Bands eine Bühne für handgemachte Musik. (Foto: Marek Schirmer)
Bei Stockumern kaum bekannt, überregional von Musikern geschätzt – das KUKLoch im Kath. Gemeindehaus bietet regelmäßig Bands eine Bühne für handgemachte Musik. (Foto: Marek Schirmer)

Abschluss im „Treppchen“ – mit Blick auf die Wahl

Zum Ende der Tour im Gasthaus „Treppchen“ kam auch Wahl-Organisation zur Sprache. Durch den neuen Zuschnitt der Wahlkreise müssen manche Annener Wähler in Stockum abstimmen – ohne passende Busverbindung am Sonntag. „Wer nicht 40 Minuten zu Fuß laufen will, bleibt womöglich zuhause“, fasste König zusammen. Eine Idee: Wahltaxis oder Shuttlebusse.

Nach dreistündiger Tour durch Stockum machen Stockumer SPD-Kandidaten Rast im Biergarten der Kneipe Treppchen. (Foto: Marek Schirmer)
Nach dreistündiger Tour durch Stockum machen Stockumer SPD-Kandidaten Rast im Biergarten der Kneipe Treppchen. (Foto: Marek Schirmer)

Wenig Dialog, aber freundlicher Ton

Auch wenn nur wenige Stockumer das Angebot zum Gespräch annahmen, werteten die SPD-Kandidaten den Rundgang als Erfolg. „Die Anliegen sind greifbar, und die Menschen bleiben im Umgang freundlich – auch wenn sie uns nicht wählen“, betonte Kleiner. Dass andere Parteien in Stockum bislang kaum Präsenz zeigten, blieb als Kritik aus der Bürgerschaft im Raum stehen.

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