Witten-Stockum. Noch eine Woche bis zur Wahl: Während andernorts Plakatwände und Social-Media-Kanäle dominieren, setzten die Stockumer SPD-Kandidaten am Samstagvormittag (6.9.) auf das persönliche Gespräch. Tanja Knopp, Frank Kleiner und Nicklas König luden zu einem Stadtteilrundgang ein – von der Grünfläche am Edeka bis hin zum „Treppchen“. Fünf Stationen, viele Themen, überschaubare Resonanz.
Ein „Dorfplatz“, der keiner ist
Los ging es am Grünstreifen zwischen Edeka und Harkortschule. Die Politiker sprechen vom „Dorfplatz“, doch die Bezeichnung löst bei vielen Stockumern Stirnrunzeln aus. Tatsächlich ist die Fläche eine Mischung aus Bolzplatz, Grünanlage und Treffpunkt – leider auch immer wieder mit Müll und Scherben. Ein Bürger regte an, die Fläche stärker als Dorfmittelpunkt zu entwickeln. „Der Platz lädt aktuell kaum zum Verweilen ein“, kritisiert er. Zuvor sollten aber die Schmierereien an der Turnhallenwand beseitigt werden, bevor sich der Verfassungsschutz dafür interessieren.
Schlaglöcher und Wurzelaufbrüche
Nächster Halt die Ecke Himmelohstraße/Dürener Straße, hier steht die Verkehrssicherheit im Vordergrund. Der Radweg entlang der Hörder Straße wurde zwar abschnittsweise ausgebessert, doch Wurzelaufbrüche machen die Strecke gefährlich. „Gerade bei Dunkelheit wird’s riskant“, so ein Radfahrer. Auch die unebene Kreuzung Hörder Str. / Borgäcker / Himmelohstr. zwingt Autofahrer regelmäßig zum Abbremsen.

Straßen, die nicht sauber werden
Ein Abstecher in den Weizenkamp offenbarte ein weiteres Dauerärgernis: wucherndes Grün und verstopfte Gullys. Poller, die eigentlich für Verkehrsberuhigung sorgen sollen, verhindern den Einsatz von Kehrmaschinen. Moos und Schmutz bleiben damit dauerhaft.
Spielplatz mit Verbesserungspotenzial
Der Spielplatz an der Mittelstraße gilt eigentlich als Vorzeigeobjekt. Doch auch hier gab es klare Wünsche: „Turnstangen fehlen, und die Schaukel hängt zu tief“, meinte eine junge Nutzerin.
Fehlender Hausarzt, fehlende Barrierefreiheit

Ein schmerzhaftes Thema für viele: Die seit 1. September geschlossene Praxis von Dr. Barth an der Hörder Straße. „Stockum bleibt ohne Hausarzt – und niemand weiß, ob sich das jemals ändert“, resümierte Klein. An der nahegelegenen Bushaltestelle Mittelstraße fiel auf: Barrierefreiheit Fehlanzeige. Obwohl das Personenbeförderungsgesetz die Umsetzung seit 1. Januar 2022 vorschreibt, sind mehrere stark frequentierte Haltestellen entlang der Hörder Straße immer noch nicht angepasst.
ÖPNV: Technik mit Tücken

Besonders kritisch sahen die Bürger die Probleme mit der Buslinie 371. Seit der Einführung neuer Bordrechner läuft vieles nicht rund: fehlende Ansagen, keine oder falsche Haltestellenanzeige auf Displays, keine Tickets im Fahrzeug. Auch die fehlende Kommunikation zwischen den Busfahrern der Linien 371 und 373 sorgt für Ärger: „Wer von der Himmelohstraße in den Bus in die City umsteigen will, verpasst den Anschlussbus, weil die Kommunikation zwischen den Fahrern nicht funktioiert.“ Kreistagskandidat König, der im Aufsichtsrat der VER sitzt, notiert fleißig mit. Hinzu kommt: Während Bogestra- und DSW21-Busse in Dortmund seit fast 20 Jahren mit Ampelbeeinflussung fahren, steht die VER in Witten ohne entsprechende Technik da. „Fünf Minuten länger von Witten bis Dortmund-Oespel – nur wegen der Ampeln“, kritisierte ein Teilnehmer.
Vereine und Kultur als Gegenpol

Nicht nur Probleme standen auf der Agenda. Am Schaufenster der Heimatfreunde erinnerten Kleiner, Knopp und König an die große Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit – und an die Nachwuchssorgen des Traditionsvereins. An der St.-Maximilian-Kolbe-Kirche zeigte Hausmeister Heinrich Mainka, wie vielfältig das Gemeindehaus genutzt wird: vom Theaterverein über das Togo-Hilfsprojekt bis hin zum renommierten „KuK-Loch“-Kellerkonzert.

Abschluss im „Treppchen“ – mit Blick auf die Wahl
Zum Ende der Tour im Gasthaus „Treppchen“ kam auch Wahl-Organisation zur Sprache. Durch den neuen Zuschnitt der Wahlkreise müssen manche Annener Wähler in Stockum abstimmen – ohne passende Busverbindung am Sonntag. „Wer nicht 40 Minuten zu Fuß laufen will, bleibt womöglich zuhause“, fasste König zusammen. Eine Idee: Wahltaxis oder Shuttlebusse.

Wenig Dialog, aber freundlicher Ton
Auch wenn nur wenige Stockumer das Angebot zum Gespräch annahmen, werteten die SPD-Kandidaten den Rundgang als Erfolg. „Die Anliegen sind greifbar, und die Menschen bleiben im Umgang freundlich – auch wenn sie uns nicht wählen“, betonte Kleiner. Dass andere Parteien in Stockum bislang kaum Präsenz zeigten, blieb als Kritik aus der Bürgerschaft im Raum stehen.