Witten-Bommern. Es riecht nach Kaffee, Kuchen und einem Hauch von Lötzinn. Auf den Tischen liegen Schraubendreher, Multimeter und jede Menge Neugier. Willkommen im RepairCafé Witten-Bommern – einem Ort, an dem Nachbarn Nachbarn helfen, defekte Geräte zu retten, die andernorts längst auf dem Elektroschrott gelandet wären.
Vom kaputten Radio zur gelebten Nachhaltigkeit
Ein ganz normaler Sonntag: Ein Tuner, Baujahr irgendwann in den 90ern, verweigert den Dienst. Kein Sender, kein Ton, nur Stille. Der Besitzer sucht im Internet – und landet im RepairCafé Witten-Bommern. „Ich dachte, bevor ich’s wegwerfe, versuche ich es hier“, erzählt er. Techniker Wolfgang, einer der erfahrenen Ehrenamtlichen, nimmt das Gerät behutsam auseinander. Wenige Minuten später flackert das Display wieder auf – „nur Wackelkontakte“, sagt er schmunzelnd. Das Radio spielt wieder.
Es sind Geschichten wie diese, die zeigen, dass Nachhaltigkeit oft ganz einfach sein kann – mit Geduld, Wissen und einem Hauch Gemeinschaftsgeist.
Nachbarn helfen Nachbarn – seit 2017
Christoph Bockhacker ist der Initiator des RepairCafés in Witten-Bommern. Inspiriert von der niederländischen Stiftung „Repair Café“, startete er das Projekt 2017. „Die Grundidee ist: Der Nachbar hilft dem Nachbarn. Es kann gar nicht genug RepairCafés geben“, sagt Bockhacker.
Elfmal im Jahr öffnen er und sein Team die Türen. „Wir haben etwa neun Reparateure, manchmal sogar mehr – weil oft Gäste anderen Gästen helfen. Das ist das Schöne hier: Es entsteht Gemeinschaft.“
Erfolgsgeschichten mit Schraubenzieher und Kontaktspray
An diesem Samstag wird gelötet, geschraubt und diskutiert. Ilona Kunz bringt ihren alten Verstärker mit – und findet nicht nur technische Hilfe, sondern auch Gesellschaft. „Ich traue mich mit so einem alten Gerät gar nicht mehr ins Geschäft. Hier ist das anders – man hilft sich gegenseitig.“
Nebenan sitzt Tim Jorczyk, 19 Jahre jung, Informatikstudent. Er ist der „Smartphone-Spezialist“ des Teams. „Mein Vater hat mich mitgenommen – ich fand’s cool, gleich mitzumachen.“ Heute versucht er, das Display eines alten Handys wiederzubeleben. „Noch kein Erfolg – aber wir haben schon ein Ersatzteil bestellt. Beim nächsten Mal läuft’s bestimmt.“
Klaus tüftelt am Staubsauger. „Der Schalter klemmt.“ Dabei ist der Schalter unter dem Gehäuse gar nicht defekt. Am Ende wird der Schalter überbrückt, als Ein- und Ausschalter dient dann das Stromkabel. Nicht jede Reparatur gelingt auf Anhieb, aber fast immer gibt es Fortschritte – und Geschichten, die Mut machen.
Kaffee, Kuchen und Kompetenz
Das RepairCafé ist mehr als eine Werkstatt – es ist ein sozialer Treffpunkt. Während an einem Tisch an einem Laptop mit Softwareproblemen getüftelt wird, servieren Freiwillige frischen Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. „Manche kommen nur wegen des Kuchens – bleiben aber wegen der Gemeinschaft“, sagt Bockhacker lachend.
Und tatsächlich: Wer hier sitzt, bleibt oft länger als geplant. Zwischen Schrauben und Staubsaugern entstehen Gespräche über Technik, Umwelt und das gute Gefühl, gemeinsam etwas zu bewegen.
Reparieren rettet Erinnerungen – und Ressourcen
Ob Verstärker, CD-Player oder Schwibbogen – jedes reparierte Gerät ist ein Stück gelebte Nachhaltigkeit. „Man spart nicht nur Geld, sondern vermeidet Müll und CO₂“, erklärt Bockhacker. „Und man zeigt: Dinge haben Wert – auch wenn sie alt sind.“
Hartmut, einer der ehrenamtlichen Helfer, fügt hinzu: „Heute habe ich Schwibbögen repariert – die kommen sonst erst kurz vor Weihnachten. Aber das zeigt, wie vielfältig unsere Besucher sind.“
Mitmachen, helfen, vorbeikommen
Die RepairCafé Witten-Bommern und Herbede bilden ein Netzwerk in Witten. Wer also ein kaputtes Radio, einen alten Staubsauger oder einfach Lust auf Gemeinschaft und Nachhaltigkeit hat, ist herzlich willkommen. Denn hier gilt: Reparieren statt Wegwerfen – gemeinsam für ein nachhaltiges Witten.
Alle Termine und Informationen finden Interessierte online unter www.repaircafe-witten.de/termine.



