Witten. Das vorläufige Ergebnis der Stichwahl hat die Amtsinhaberin Sonja Leidemann so nicht kommen gesehen. Lars König holt in Witten 59,98 Prozent der Stimmen und wird erster CDU-Bürgermeister in Witten seit der Gründung der Bundesrepublik. Amtsinhaberin Sonja Leidemann (SPD) erhält beim zweiten Wahlgang 40,02 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 37,03 Prozent. Marek Schirmer hat mit Sonja Leidemann nach der Wahl gesprochen.
Interview mit Sonja Leidermann
stockum.de: Sonja Leidemann 40 Prozent zu 60 Prozent ist das Ergebnis der Stichwahl. Wie geht‘s Ihnen damit?
Leidemann: Ich bin sehr enttäuscht. Wir haben einen sehr engagierten Wahlkampf gemacht. Es ist nicht gelungen meine Wählerinnen und Wähler so zu mobilisieren, dass das Ergebnis eben anders war. Ja, das ist einfach bedauerlich.
stockum.de: Was bedeutet das jetzt für Sie persönlich? Sie haben nur als Bürgermeisterin kandidiert, das bedeutet sie kommen auch nicht in den Rat. Ihre politische Karriere ist jetzt zu Ende?
Leidemann: Ja, meine politische Karriere ist hier in Witten zu Ende.
stockum.de: Hoffen Sie, dass sie noch beim RVR reinkommen? Da waren Sie auf Listenplatz 30, 29 Plätze hat die SPD geholt, d.h. Sie können noch nachrücken?
Leidemann: Das wird man sehen, aber grundsätzlich ist es mal so, dass für mich die politische Karriere in Witten zu Ende ist.
stockum.de: Gibt es einen Plan B?
Leidemann: Nein, ich werde jetzt schauen, was ich mache. Ich habe Alternativen und die werde ich jetzt erst mal ausloten.
stockum.de: Haben Sie sich schon mal überlegt, warum das jetzt so gekommen ist? Gab es da irgendwie Vorzeichen?
Leidemann: Nein, überhaupt nicht. Wir haben gestern noch 1.300 Rosen verteilt. Die Stimmung war eigentlich sehr gut. Die Leute haben auch gesagt, sie gehen wählen und ich bin insofern sehr überrascht über das Ergebnis. Ich kann ihnen nicht sagen warum. Wie gesagt, vielleicht haben alle gedacht, die wird sowieso. Ich habe jetzt weniger Stimmen, als in der ersten Wahl. Die Legitimation bei knapp 30 % Wahlbeteiligung ist natürlich auch eher bescheiden.
stockum.de: Ist es vielleicht nicht so gewesen, dass man sich sicher war, dass die SPD immer wieder reingekommen ist und Ihre Wähler sich gedacht haben, wir gehen nicht wählen und Frau Leidemann wird es trotzdem?
Leidemann: Ich vermute mal, dass es so ist, nach dem Motto es wird schon werden. Ich hatte schon 45 % der Stimmen bekommen und die CDU hat eben anders mobilisiert. Vielleicht war auch einfach die Wechselwähler-Stimmung da, eben auch der Bundestrend der SPD. Ich weiß es nicht, wie es in anderen Städten gelaufen ist, da habe ich mich noch nicht drum gekümmert. Kann man nur so zur Kenntnis nehmen.
stockum.de: Wäre es vielleicht für Sie besser gewesen als unabhängige Kandidatin wieder zu kandidieren, so dass vielleicht mehr Parteien sie noch unterstützen können?
Leidemann: Also am Ende ist man hinterher immer schlauer. Es war eine ganz klare Aussage, ich kandidiere mit der SPD und für die SPD. Da ist mir sicherlich der Bundestrend ins Kontor geschlagen – wie man so schön sagt. Ich nehme es jetzt einfach zur Kenntnis und die Analysen kommen später.
stockum.de: Wie lange bleiben Sie jetzt noch Bürgermeisterin? Wann übergeben sie ihr Amt?
Leidemann: Ja mit der Konstituierung des neuen Rates scheide ich aus.
stockum.de: Ich frage ja noch mal nach. Nach so viel Arbeit steht vielleicht dann auch jetzt noch mal Urlaub an, damit Sie sich Gedanken machen, wie es dann doch weitergeht? Oder was ist jetzt das Nächste?
Leidemann: Also ich werde jetzt natürlich erst mal drüber nachdenken, was ich weiter mache. Ich bin ja sozusagen nicht arbeitslos, sondern ich habe 16 Jahre Arbeit geleistet und werde dann eben schauen wie es weitergeht.
stockum.de: Aber Rente ist noch zu früh?
Leidemann: Nein, ich habe nicht vor in Rente zu gehen. Ich werde mich eben neuorientieren.
stockum.de: Danke.