Lars König im Gespräch: Warum der Bürgermeister von Witten weitermachen will

In Witten steht die Stichwahl um das Bürgermeisteramt bevor. Amtsinhaber Lars König (CDU) zieht mit Rückenwind in die entscheidende Runde – mehr Stimmen als vor fünf Jahren und ein klarer Vorsprung vor seiner Partei der CDU in der ersten Wahlrunde. Im Interview mit Antenne Witten spricht er über seine Strategie für die kommenden zwei Wochen, die Herausforderungen seiner bisherigen Amtszeit und seine Motivation, Bürgermeister zu bleiben.Antenne Witten: Lars König, Sie kommen in die Stichwahl. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?

Lars König:
Ja, ich bin mit dem Ergebnis insoweit zufrieden, als ich mehr als 3.000 Stimmen mehr als 2020 in Runde eins habe. Das ist für mich eine Bestätigung meiner Arbeit. Das gilt auch für die zehn Punkte, die ich vor der CDU gelegen habe, was zeigt, dass ich deutlich außerhalb der CDU Zustimmung erfahre.

Antenne Witten:
In den nächsten zwei Wochen müssen Sie die Bürger überzeugen. Was haben Sie vor? Wie möchten Sie das machen?

Lars König:
Nun, ich werde unterschiedliche Wege gehen. Zunächst einmal – das, was für mich immer das Beste ist – das persönliche Gespräch mit ganz vielen Menschen noch einmal suchen, auch mit Menschen, mit denen ich vielleicht vorher in den letzten Monaten nicht die Gelegenheit hatte, um für meine Position und für mich zu werben. Aber natürlich werde ich auch über Social Media aktiv sein. Es gehören viele Formate dazu, um über 90.000 Menschen zu erreichen.

Antenne Witten:
Sie sind Bürgermeister, möchten Bürgermeister bleiben. Ich stelle mir das stressig vor. Ich glaube, es ist ein stressiger Job, man hat viel zu tun. Warum möchten Sie Bürgermeister bleiben?

Lars König:
Ich möchte Bürgermeister bleiben, weil fünf Jahre einfach nicht ausreichen, um Entwicklungslinien – die über Jahrzehnte nicht in die richtige Richtung geführt wurden – zu drehen. Ganz viele städtische Projekte, die ich angestoßen habe oder die sich in der Umsetzung befinden, haben längere Zeiträume als fünf Jahre. Übrigens ein Grund, warum beispielsweise in Rheinland-Pfalz Bürgermeisterinnen und Bürgermeister für zehn Jahre gewählt werden. Das ist deutlich realistischer in Bezug auf den Zeitraum, den Umsetzungen in einer Stadt benötigen.

Antenne Witten:
Vor fünf Jahren – erinnere ich mich – da hat Frau Leidemann in der Wahl geführt und in der Stichwahl ist sie unterlegen. Haben Sie da ein Déjà-vu? Hoffen Sie, dass es in diesem Jahr genauso passiert?

Lars König:
Frau Leidemann steht nicht mehr zur Wahl. Aber davon abgesehen …

Antenne Witten:
Aber die SPD führt.

Lars König:
Ja, das stimmt. Aber ich habe kein Déjà-vu. Stichwahlen sind etwas völlig Normales, das erleben wir landauf, landab – bei Landratswahlen wie bei Oberbürgermeister- oder Bürgermeisterwahlen. Die Gesellschaft ist mittlerweile so zersplittert, dass es kaum jemandem gelingt, im ersten Wahlgang 50 % der Stimmen zu erreichen.

Antenne Witten:
Jetzt stellt sich die Frage: Verändern Sie den Wahlkampf? Setzen Sie vielleicht noch auf neue Themen, die dann Ihre Wettbewerber – die ausgeschieden sind – vorgeschlagen haben?

Lars König:
Ich glaube, es geht nicht so sehr darum, noch weitere oder neue Themen zu setzen. Aber es geht sehr wohl darum, klarzumachen, dass die SPD versucht, sich zu exkulpieren. Seit dem Zweiten Weltkrieg hatten wir – bis ich vor fünf Jahren ins Amt gekommen bin – Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der SPD. Über viele Jahrzehnte waren die Landräte hier in unserem Kreis von der SPD gestellt, und immer war die SPD-Fraktion stärkste Kraft im Rat unserer Stadt. Die Geschichte, die jetzt seit einigen Monaten erzählt wird, lautet: Seit den letzten fünf Jahren liegt die Verantwortung beim Bürgermeister – also bei mir – und die SPD habe mit nichts von diesen ganzen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zu tun. Genau das Gegenteil ist richtig, und das werde ich den Menschen vermitteln.

Antenne Witten:
Haben Sie einen Amtsträger-Bonus? Gibt es so etwas?

Lars König:
Wenn es um Bekanntheit geht, dann mag das so sein. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied: Wenn’s gut läuft in der Gesellschaft, dann, glaube ich, ist der Amtsträger-Bonus ein wesentlicher Faktor – auch bei Wahlen. Wir haben in Deutschland seit drei Jahren wirtschaftliche Rezession. Wir haben Corona hinter uns – in meiner Amtszeit. Wir haben Hochwasser in unserer Stadt gehabt, wir hatten die Cyberattacke, wir haben den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine mit all den Folgen – wirtschaftlich, aber auch sozial in unserem Land. In so schwierigen und herausfordernden Zeiten, glaube ich, ist es immer deutlich leichter für Herausforderer zu sagen, was sie alles können und besser machen wollen, weil sie nicht an ihrer Leistung gemessen werden. Ich habe fünf Krisenjahre diese Stadt geführt, und ich glaube, ich habe das gut gemacht.

Antenne Witten:
Die Verhältnisse im Rat verändern sich. Wie wird der neue Rat sein? Ist das eine Herausforderung für den Bürgermeister, tatsächlich mit diesen Verhältnissen zu agieren?

Lars König:
Absolut. Der Rat wird auf 76 Mitglieder anwachsen. Wir haben wieder ein breites politisches Spektrum in den Fraktionen abgebildet. Und das bedeutet: Man braucht ganz viel Erfahrung mit einem so großen und heterogenen Gremium, in dem wir sehr starke Pole links wie rechts sehen, um dann auch konstruktiv im Interesse der Stadt Ergebnisse zu erzielen. Ich habe in den letzten fünf Jahren bewiesen: Das kann ich.

Antenne Witten:
Wenn ich Ihnen etwas wünschen dürfte, was wäre das?

Lars König:
Gesundheit. Gesundheit ist etwas, das wir uns alle wünschen, über das wir nur sehr eingeschränkt selbst verfügen können. Und wir haben es ja vorhin besprochen: Bürgermeister ist ein sehr stressiger Job. Das sind 60, 70 Stunden pro Woche. Das sind ganz viele Abendtermine, das sind Wochenendtermine. Da ist es wichtig, dass man gesund ist, damit man auch die Kraft hat, um diesen Beruf auszuüben.

Antenne Witten:
Dann wünsche ich Ihnen das, was Sie sich selber wünschen. Alles Gute und noch einen guten Wahlkampf. Vielen Dank für das Gespräch.

Lars König:
Ja, ich sage herzlichen Dank.

Antenne Witten: Danke.

Ob Lars König das Vertrauen der Wittener Bürgerinnen und Bürger erneut gewinnen kann, entscheidet sich in der Stichwahl – bis dahin setzt er auf persönliche Gespräche, Erfahrung und seine Bilanz der letzten fünf Jahre.

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