Witten. Knapp zwei Jahre ist der neue Streckenabschnitt des Rheinischen Esels von Witten nach Bochum Langendreer fertig. Jetzt will die Bezirksregierung Arnsberg von der Stadt Witten wissen, ob sich die Investition von insgesamt rund 2,7 Millionen Euro, von denen das Land NRW über 2 Millionen (75 %) als Fördermittel bereit gestellt hat, auch gelohnt hat. Andreas Müller vom Planungsamt hat aus diesem Anlass die verkehrlichen Auswirkungen unter die Lupe genommen. Sein Fazit wird den Fördergeber freuen: „Alle Erwartungen wurden weit übertroffen. Der Rheinische Esel spielt jetzt verkehrstechnisch in der gleichen Liga wie der Ruhrtalradweg.“
Müllers Beurteilung stützt sich im Wesentlichen auf regelmäßige Befahrungen des Abschnitts und exemplarische Verkehrserhebungen: „An einem Samstag (6.9.) und einem Mittwoch (11.09.) haben wir bei mittelprächtigem Wetter an mehreren Stellen die Nutzer des Fuß- und Radweges gezählt“, berichtet Müller. „Außerdem wurden Gespräche mit Radlern und Fußgängern geführt, um Näheres über ihre Gewohnheiten zu erfahren.“
Alltagsverkehr
Dabei wurde deutlich, dass die neue Strecke am östlichen Ende, wo sie an den vorhandenen Radweg anschließt, für den Alltagsverkehr die stärkste Bedeutung hat. Als bei der Planung der Verkehr geschätzt werden sollte, wurde angenommen, dass dort doppelt so viele Radfahrer und Fußgänger unterwegs sein würden, wie an der Herdecker Straße – also ca. 1000 Radfahrer und Fußgänger. Als am 11. September nachgezählt wurde, waren dort auf den Tag gerechnet fast doppelt so viele Radfahrer und Fußgänger unterwegs. Neben dem Anschluss am Minikreisel wird auch die Pferdebachstraße als Verbindung zur Stadtmitte gern genutzt. Eine besondere Bedeutung für den Schülerverkehr konnte an dieser Stelle allerdings nicht festgestellt werden. „Hier sind noch sichere und attraktive Verbindungen zu entwickeln“, sagt Müller. Als Schulweg zur Adolf-Reichwein-Realschule hat der Esel dagegen schon einen höheren Stellenwert. „Die Schule schätzt, dass ihn derzeit über 30 Schülerinnen und Schüler und auch mehrere Lehrer regelmäßig nutzen – zu Fuß als auch mit dem Fahrrad.“ Auch als schnelle und sichere Verbindung nach Stockum und zum S-Bahnhof Langendreer spielt der Esel eine Rolle.
Freizeit
Von Fußgängern und Radfahrern wird der gesamte Rheinische Esel gern als Spazierweg zur Naherholung genutzt. Am Samstagmittag 06.09. zählte man in zwei Stunden 1745 Radler und 69 Fußgänger– einschließlich 14 Inline-Skater. Auf den Tag sind dies dann etwa 1.100 Benutzer. Zum Inline-Fahren ist die Strecke zwischen Witten und Bochum am besten geeignet, denn am südlichen Ende steht nicht nur die Querung der Pferdebachstraße an, die Oberfläche der alten Strecke ist auch nicht asphaltiert. Zahlreiche neue Bänke, die dank privater Spenden über die gesamte Strecke aufgestellt werden konnten, haben die Aufenthaltsqualität erhöht. „Im Bereich Sonnenschein hat das sogar dazu geführt, dass dort ein neuer sozialer Treffpunkt entstanden ist“, so der Verkehrsplaner. Gut angekommen sind auch die neuen „Eselsohren“ – zwei rechts und links vom Radweg abzweigende Schleifen, die der Ennepe-Ruhr-Kreis in Abstimmung mit den Städten Witten, Bochum und Dortmund für den Freizeitverkehr ausgeschildert hat. „Schon die Eröffnung der Route am 30. Juli fand starkes öffentliches Interesse, viele Bürgerrinnen und Bürger machten beim Anradeln mit“, berichtet Müller.
Ausblick
Die gesamte Strecke spielt schon jetzt für den Radtourismus eine wichtige Rolle. „Davon zeugen nicht nur zahlreiche entsprechend bepackte und ausgestattete Fahrräder“, sagt Müller. Ausführliche touristische Informationen erhalte man sowohl über die Internet-Plattform bahntrassenradeln.de als auch von der Metropole Ruhr, die die Route der Industriekultur R 13 bewirbt. Und nach Einschätzung des Verkehrsplaners wird sich die Nutzung des Rheinischen Esels noch deutlich erhöhen, wenn in den nächsten Jahren eine Reihe weiterer Projekte umgesetzt wird. Müller:
- „Mit dem Bau einer Brücke über die Pferdebachstraße wird demnächst nicht nur eine Lücke geschlossen, sondern auch eine Gefahrenstelle beseitigt. Ein Förderantrag wurde bereits gestellt.
- Als Verbindung in die Innenstadt wird der Rheinische Esel an Attraktivität gewinnen, wenn die Pferdebachstraße ausgebaut wird und die Kreuzung Ledderken-Ardeystraße umgebaut wird.
- Als Verbindung nach Stockum gewinnt der Rheinische Esel an Bedeutung wenn, die Straße Bebbelsdorf mit Radverkehrsanlagen ausgebaut wird.
- Das Klimaschutzkonzept der Stadt Witten enthält im Bereich Verkehr eine Reihe weiterer Maßnahmen zur Förderung des Berufsverkehrs mehrerer großer Betriebe.
- Die Konzeptstudie zum RS1 (geplanter Radschnellweg parallel zur A 40 – der ehem. B1) führt den Rheinischen Esel als Zubringer. Hier dürfte er für die Verbindung Witten – Bochum Innenstadt besondere Bedeutung erlangen.“
Quelle: Stadt Witten