Dortmund/Witten. Etwa alle zehn Minuten hörten Anwohner Dortmunds aber auch der angrenzenden Städte heute Nacht (8.3.) ein niederländisches Propeller-Flugzeug, das jeweils hinter der Stadtgrenze eine Schleife flog und wieder in einer graden Linie zurückflog. Der nächtlicher „Flieger“ ist Teil des Forschungsprojekts CATCH4D (Climate Adaptation through Thermographic Campaign and Heatmapping) und wurde bereits am 9. Februar angekündigt. Nur das Wetter spielte nicht mit, denn für Wärmebilder benötigt die am Flieger angebrachte Kamera einen klaren wolkenfreien Himmel.
Das Dortmunder Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS Research) lässt in Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund 3D-Wärmebilder von Häusern erstellt. Gesucht werden Häuser, die saniert werden sollten. Das soll dem Klimaschutz dienen. Das Projekt ist nur auf die Stadt Dortmund beschränkt. Ausgewertet werden nur die Aufnahmen aus der Ruhrmetropole und nicht aus den Nachbarstädten wie Bochum, Herdecke, Holzwickede, Schwerte und Witten, die ebenfalls überflogen wurden.
Die Thermografiebilder sollen nach der Auswertung Schwachstellen in der Gebäudedämmung zeigen. Der akute Sanierungsbedarf ist mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. Die Stadt Dortmund geht einen entscheidenden Schritt weiter als andere Städte. „Die Ergebnisse der Thermografie-Befliegung werden wir anschließend aufbereiten und mit einem bereits existierenden 3D-Gebäudemodell der Stadt Dortmund verknüpfen“, erläutert Dr. Bastian Heider vom ILS-Projektteam. Das 3D-Wärmebildmodell soll dann interessierten Immobilienbesitzer*innen exklusiv für ihre jeweilige Immobilie zur Verfügung gestellt werden. So können sie sich selbst ein Bild von der Energieeffizienz ihres Gebäudes machen.
„Wir sind sehr gespannt, wie es um die Wärmeisolation der Gebäude tatsächlich bestellt ist, wo sich konkrete Sanierungsbedarfe zeigen und wo sie am größten sind. Hierin liegt noch immer großes Potenzial CO2 einzusparen, denn wo weniger Wärme entweicht, muss weniger geheizt werden“, sagt Theresa Eckermann, Bereichsleiterin Klima, Luft und Lärm im Umweltamt der Stadt Dortmund.
Das Projekt nimmt den Datenschutz sehr ernst. Bei der geplanten thermografischen Befliegung werden lediglich die Dächer und Fassaden der Gebäude erfasst. Fahrzeuge und Personen sind aufgrund der geringen Auflösung der Bilder nicht zu erkennen. Die gewonnenen Daten dienen ausschließlich der Entwicklung von Maßnahmen für den Klimaschutz und werden nicht an Dritte weitergegeben. Eigentümer*innen haben zudem die Möglichkeit, der Verwendung von Daten zu ihren Immobilien per E-Mail (catch4d@ils-forschung.de) zu widersprechen. Diese Daten werden dann umgehend gelöscht.
Da Dortmund immer noch nicht vollständig erfasst wurde, sind weitere Flüge geplant, sagt Theresa von Bischopink von der ILS-Stabsstelle „Transfer und Transformation“. Wann dieser erfolgen werden, hängt vom Wetter ab.