Vernissage Laut lautlos Schweigen

Witten-Stockum. Mit einem Konzert in der St. Maximilian Kolbe Kirche (Hörder Straße 364) begann am Samstagnachmittag (7.3.) die Vernissage „Laut lautlos Schweigen – Anruf in der Stille“. Im kath. Gemeindezentrum und dem Kirchenraum konnten sich die Besucher von Bildern von Arséne-Francoise Wiesemann und Skulpturen von Scarlett Neumann inspirieren lassen. Sogar das Handyklingeln stand auf dem Programm.

Laut lautlos Schweigen

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Vernissage Laut lautlos Schweigen (Foto: Marek Schirmer)

Wie ein Weckruf klang das Telefonklingeln während des Konzertes. Sonst ein ungewolltes Geräusch während eines Gottesdienstes in der Kirche betonte es bei der Vernissage die Absicht, sich von der Musik anrufen, tragen und stärken zu lassen. Zu Werken von J. S. Bach und Günther Wiesemann, aufgeführt von G. Wiesemann an der Orgel und Schlagwerk und Benjamin Nachbar an der Viola und Violine, gab es bei gedämpftem Licht meditative Klänge im Kirchenraum. Auf sich selbst hören, die „inneren Ohren“ spitzen, sollten die Besucher und die Ruhe als Geschenk genießen. Im Gang zwischen der Kirche und dem Gemeindezentrum erwarteten die Besucher hellerleuchtete Bilder und Skulpturen. Nach dem Konzert gab es die Möglichkeit zum Austausch.

Bilder und Lyrik

Große Augen, Blut und Trauer zeigt das Werk „Nachts“ von Arséne-Francoise Wiesemann. Die Tränen fließen in den Sumpf. Es geht um geschändete, gequälte Frauen, Mädchen und Kinder. Beim Werk „Waffenstillstand“ wird das Gespräch mit der Künstlerin schnell politisch. Mit den Worten „Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprache, wir bräuchten die Waffen nicht.“ zitiert Wiesemann Ingeborg Bachmann und fügt hin zu „wenn wir mehr miteinander sprechen würden, bräuchten wir die Waffen nicht. Wir sind in einer extremen Zeit“ und nennt als Beispiel IS. Ihr geht es nicht nur um Weltkonflikte, sondern auch um das Zwischenmenschliche. Wir sollten mehr aufeinander zugehen und reden.

Berührungsängste mit der Kirche hätten sie nicht und betont „nicht mehr“. Das liegt daran, dass ihr Mann sehr viel in den Kirchen spielt. Eine weitere Ausstellung mit ihren Werken zum Thema Kreuz läuft gerade in der St.-Barbara-Kirche in Gelsenkirchen. Die Menschen in Kirchen sind interessiert. Genau das ist Wiesemann wichtig, die Menschen sollen nicht nur intellektuell auf die Kunst zugehen, sondern auch emotional. Ihre Kunst ist mit Absicht herausfordern, polarisierend.

Skulpturen

Während einige Besucher das Werk „Schwere Kost“ beeidruckt, scharren sich während der Vernissage drei Männer mit ihren Smartphones und Fotoapparaten um die Skulptur „Es gibt immer einen Weg”. Mehrere Modelleisenbahn-Plastikmännchen erklimmen einen Berg. Nur einer hat den leichten Weg über die Treppe auf die Spitze erklommen, während zwei andere auf dem Weg auf der Strecke geblieben sind. Man muss sich Ziele setzen und versuchen diese zu erreichen, sagt die Bildhauerin Scarlett Neumann (55). Die vom Niederrhein stammende Künstlerin ist erst auf dem zweiten Bildungsweg zu ihrer Leidenschaft – der Bildhauerei – gekommen. Auf ihren ersten Weg verirrte sie sich in das Versicherungswesen. Heute lebt und arbeitet Sie in Hattingen. “In ihrer Kunst heben sich die Grenzen zwischen Kunst und Handwerk durch Verwendung von Naturmaterialien auf“, sagte eins Gabriele Grünewald. Von der Malerin und Kuratorin im Schloss Ahaus stammt das Vorwort im Neumanns Flyer. „Sie hat erkannt, was ich mit meiner Kunst ausdrücken möchte“, sagt die Hattingenerin. „Traurig stimmt mich der Tod Grünewalds vor drei Tagen“, fügt sie hinzu. „Ich möchte die Seele des Menschen einfangen. Ich sehe ein Stück Holz und sage ‚Wow!‘ Es hat unheimlich viele Energie und dann sage ich, das muss ich unbedingt mitnehmen“. Ich sehe sofort in meinem geistigen Auge, was daraus entstehen soll.

Neumann selbst zeichnet ihre Werke nicht. Wichtig ist der Name, der sagt einiges über das Werk aus. Wenn die Menschen lesen „Es gibt immer einen Weg”, dann löst das in ihnen etwas aus, sie sind neugierig, sie gehen um die Skulptur herum. Auch wenn eins Ihre Werke „Schwere Kost“ heißt, soll ihre Kunst leicht verständlich sein. „Ich mache keine Kunst, wo man sagt, ich weiß nicht, was das jetzt soll? Ich möchte, dass die Menschen die Werke auch verstehen“. Der kleine Mann mit dem großen Buch des Lebens hat schwer zu schleppen. Er schleift das ganze Leben hinter sich her, es erdrückt ihn nicht in Gänze. Es ist eine Erfahrung, die wir alle machen, aber wir richten uns immer wieder auf. Das ist eine Erfahrung, die wir immer wieder machen, aus der Erfahrung des Lebens zu lernen. Manchmal bracht man einen Kick, der uns zeigt, da geht es lang. Das ist das Positive, das möchte ich gerne machen.

Noch bis zum Gründonnerstag (2.4.) können Besucher die Ausstellung in der St. Maximilian Kolbe Kirche anschauen. Den „Anruf in der Stille“ gibt es an drei Gottesdiensten zum Thema „Beim Anruf – neue Kraft“ (10.3.), „Beim Anruf – die eigene Lebensberufung erkennen“ (18.3.) und „Beim Anruf – Gott“ (26.3.). Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Homepage des Pastoralverbundes Witten-Ost.