Kreistagswahl: Das wollen Stockumer Kandidaten

Aktualisiert am 31.08.2025, um 12:22. Ergänzt um die Antworten der Partei Die Linke.
Aktualisiert am 02.09.2025, um 11:38. Ergänzt um die Antworten der Partei Bündnis90/Die Grünen.

Am Sonntag, 14. September, wählen die Bürgerinnen und Bürger nicht nur den Bürgermeister und den Stadtrat in Witten, sondern auch den Landrat sowie den Kreistag des Ennepe-Ruhr-Kreises. Für die kommenden fünf Jahre werden damit wichtige politische Weichen gestellt – doch vielen Wittenerinnen und Wittenern ist nach eigenen Angaben gar nicht klar, welche Aufgaben der Kreis und seine Gremien eigentlich haben.

Besonders im Norden der Stadt, im Kreiswahlbezirk 14, zu dem Stockum, Teile Annens und der Sonnenschein gehören, haben uns Bürgerinnen und Bürger berichtet, dass sie sich nicht ausreichend über die Ziele der Kandidatinnen und Kandidaten für den Kreistag informiert fühlen.

Zehn Kandidaten, wenig Antworten

Insgesamt treten in diesem Wahlkreis zehn Kandidaten an. Unsere Redaktion hat alle Bewerberinnen und Bewerber gleichzeitig kontaktiert, um ihnen dieselben Fragen zu stellen. Das Ergebnis: Nur drei von ihnen beantworteten unsere Anfrage. Drei weitere reagierten mit einer Gegenfrage oder teilten mit, dass sie keine Antworten geben würden. Vier Kandidaten blieben eine Rückmeldung ganz schuldig.

Dieses geringe Echo zeigt: Wer sich ein Bild von den Zielen und Positionen der Kandidaten machen möchte, muss mit Lücken leben. Umso wichtiger ist es, dass die eingegangenen Antworten transparent dargestellt werden.

Wofür der Kreistag zuständig ist

Der Kreistag befasst sich ausschließlich mit Themen, die in die Verantwortung des Ennepe-Ruhr-Kreises fallen. Dazu gehören unter anderem:

  • Gesundheit: Notruf oder Gesundheitsamt
  • Verkehr: Kfz-Zulassungen sowie Planung und Aufsicht im Nahverkehr
  • Arbeit: Das Jobcenter
  • Bildung: insbesondere Berufsschulen
  • Kultur und Sport: Förderung von Vereinen und Projekten

Diese Aufgaben unterscheiden sich deutlich von den Zuständigkeiten des Stadtrats, was vielen Bürgerinnen und Bürgern offenbar nicht bewusst ist.

Mehr Transparenz gefragt

Dass sich im Vorfeld der Wahl nur wenige Kandidaten äußern, dürfte die gefühlte Distanz zwischen Bürgern und Kreispolitik noch verstärken. Wer den Einfluss des Kreises auf den Alltag ernst nimmt, sollte jedoch genau hinschauen: Ob bei der Busverbindung, der Anmeldung des Autos oder der Berufsausbildung – der Ennepe-Ruhr-Kreis ist in vielen Lebensbereichen präsent.

Die ausführlichen Antworten der Kandidaten, die sich unseren Fragen gestellt haben, können Sie in Einzelartikeln nachlesen. Dort finden Sie auch weitere Informationen zu den Personen und ihren politischen Zielen. In diesem Artikel haben wir die Antworten zusammengefasst:

Wofür möchten Sie sich hauptsächlich im Kreistag einsetzen?

Nico Schwarz (Die PARTEI) wünscht sich, dass „Politiker mehr zuhören“.

Verwaltung & Digitalisierung

  • Ochs (CDU): Verwaltung soll moderner, digitaler, effizienter und bürgernäher werden.
  • Ballhausen (FDP): Bürgerfreundliche, digitale Prozesse statt Papierkrieg; Verwaltung effizienter und transparenter machen.
  • Gemeinsamkeit: Beide setzen stark auf Digitalisierung und Effizienzsteigerung.
  • Schob (Linke): Digitalisierung wird nicht explizit hervorgehoben, Fokus stärker auf Daseinsvorsorge und bürgernahe Angebote wie Bürgersprechstunden.
  • Cilic (Grüne): Verwaltung spielt in ihren Antworten keine zentrale Rolle, Fokus stärker auf Klimaschutz und Mobilität.

Sicherheit

  • Ochs (CDU): Kreis muss Sicherheit gewährleisten, damit Menschen ohne Angst vor Kriminalität und Bedrohungen leben können.
  • Ballhausen (FDP): Sicherheit wird nicht direkt thematisiert.
  • Unterschied: Sicherheit ist nur für Ochs ein zentrales Thema.
  • Schob (Die Linke): Thematisiert stattdessen Katastrophenschutz (Hitze, Sturm, Unwetter) als wichtiges Zukunftsthema.
  • Cilic (Gründe): Sicherheit durch bessere Verkehrsplanung (z. B. Tempo 30, sichere Radwege), aber nicht im klassischen Polizeisinn

Wirtschaft & Finanzen

  • Ochs (CDU): Stärkung der heimischen Wirtschaft, Bürokratieabbau für Mittelstand, Arbeitsplätze sichern, solide Finanzausstattung der Kommunen.
  • Ballhausen (FDP): Generationengerechte Finanzpolitik, solider Haushalt, klare Prioritäten, Ausgaben kritisch prüfen.
  • Schob (Die Linke): Kritisiert fehlende Finanzierung von Pflichtaufgaben bei Kreis und Kommunen. Fordert Druck auf Land und Bund, damit diese dauerhaft für eine auskömmliche Finanzierung sorgen.
  • Cilic (Grüne): Wirtschaftliche Stärke durch Klimaschutz und nachhaltige Infrastruktur; Finanzen nicht explizit im Mittelpunkt..

Bildung (z.B. Berufsschule)

  • Ochs (CDU): Bildung wird nicht explizit thematisiert.
  • Ballhausen (FDP): Bildung und Schule von größter Wichtigkeit, Investitionen in Lernorte, digitale Ausstattung, Chancengleichheit.
  • Schob (Die Linke): Bildung spielt in seinen Antworten keine zentrale Rolle, dafür stärker die soziale Infrastruktur (psychiatrische Versorgung, Abfallkosten, Nahverkehr).
  • Cilic (Grüne): Bildung nicht explizit genannt, aber indirekt über Jugendhilfe und soziale Unterstützung des Kreises.

Mobilität

  • Ochs (CDU): Mobilität wird nicht angesprochen.
  • Ballhausen (FDP): Einsatz für verlässlichen, klimafreundlichen Nahverkehr mit besseren Taktungen und Anbindungen.
  • Schob (Die Linke): Fordert barrierefreien Ausbau des ÖPNV, Stärkung der VER und versteht Mobilität als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge und Klimaschutzstrategie.
  • Cilic (Grüne): Sehr starker Schwerpunkt auf Mobilität und Klimaschutz: 15-Minuten-Takt für Linie 371, Sonntagsverkehr auf Linie 373, sichere Radwege, Radweg nach Dortmund, barrierefreie Bushaltestelle, Verkehrsberuhigung (Tempo 30, Kreisverkehr).

Gesellschaft, Vereine & Kultur

  • Ochs (CDU): Fokus auf Wirtschaft und Sicherheit, gesellschaftliches Engagement wird nicht thematisiert.
  • Ballhausen (FDP): Stärkung von Vereinen, Ehrenamt, Sport und Kultur als Motor für Integration und Miteinander.
  • Schob (Die Linke): Setzt auf soziale Daseinsvorsorge (psychiatrische Nahversorgung, Abfallentsorgungskosten) sowie Bürgernähe durch regelmäßige Sprechstunden.
  • Cilic (Grüne): Betonung von lebendigem Stadtteilleben (Hörder Straße, Treffpunkte, gemeinsames Wahrzeichen, Bürgerbeteiligung).

Zusammenfassung:

  • Ochs (CDU): Verwaltung, Sicherheit, Wirtschaft (Mittelstand, Bürokratieabbau).
  • Ballhausen (FDP): Bildung, Mobilität, Kultur/Ehrenamt, generationengerechte Finanzpolitik.
  • Schob (Die Linke): Katastrophenschutz, soziale Daseinsvorsorge, Stärkung des ÖPNV, Schutz von Naturflächen.
  • Cilic (Grüne): Klimaschutz, nachhaltige Mobilität, ärztliche Versorgung, Bürgerbeteiligung im Stadtteil.
  • Schwarz (Die PARTEI): Satirische Kritik, mehr Brauereien.

Überschneidungen:

  • Ochs & Ballhausen bei Verwaltung/Finanzen.
  • Ballhausen & Cilic bei Mobilität (Ballhausen: Infrastruktur, Cilic: Klima & Alltagsmobilität).
  • Schob & Cilic beim Schutz von Naturflächen (z. B. Vöckenberg) und ÖPNV.

Welche Probleme/Herausforderungen hat der Kreiswahlbezirk 14, für die Sie sich einsetzen möchten?

  • Ochs (CDU): Städtebau & Flächennutzung → Sanierung und Verdichtung statt Neubau; Kombination Wohnen/Gewerbe; Ziel: Umwelt schützen, Pendelverkehr verringern.
  • Ballhausen (FDP): Mobilität & Infrastruktur → schlechte Busverbindungen, Sanierung von Straßen/Gebäuden, fehlende Jugendangebote, Schutz von Erholungsräumen.
  • Schwarz (Die PARTEI): Satirische Kritik → Politik eigennützig, Forderung nach mehr Brauereien.
  • Schob (Die Linke): Schutz von Natur- und Frischluftschneisen (z. B. Vöckenberg), Katastrophenschutz, bezahlbare Abfallentsorgung, Ausbau ÖPNV, psychiatrische Versorgung, Bürgernähe.
  • Cilic (Grüne): Ärztliche Versorgung, Schutz der Landschaft (gegen Bebauung am Vöckenberg), Verkehrsverbesserungen (Kreisverkehr, Tempo 30, Radwege), Stärkung des ÖPNV (15-Minuten-Takt, Sonntagsverkehr), barrierefreie Bushaltestellen.

Was bringt den Menschen hier im Norden Wittens die Zugehörigkeit zum EN-Kreis?

  • Ochs (CDU): Kreisleistungen in Sozialem und öffentlicher Daseinsvorsorge entscheidend, Entfernung zum Kreishaus irrelevant.
  • Ballhausen (FDP): Bürger profitieren konkret von Infrastruktur, Förderprogrammen, Zusammenarbeit bei Mobilität, Sicherheit, Digitalisierung; fordert mehr Einbindung der nördlichen Stadtteile.
  • Schwarz (Die PARTEI): Zugehörigkeit bedeutet „noch mehr Verwaltung“ und „wahrscheinlich weniger Bitzer“.
  • Schob (Die Linke): Will die VER zu einem modernen Unternehmen der öffentlichen Daseinsvorsorge machen; ÖPNV als Schlüssel zur CO₂-Reduktion.
  • Cilic (Grüne): Bürger profitieren von Kreisaufgaben (Jugendhilfe, Gesundheit, Umwelt, Mobilität, Soziales); verweist auf Online-Übersicht der Kreisleistungen.

Buslinie 371 & Rolle der Politik

  • Ochs (CDU): Sieht Aufsicht bei Aufsichtsrat/Geschäftsführung der VER, verweist auf demokratische Gremien; kein Bedarf für zusätzliche Treffen.
  • Ballhausen (FDP): Hält Verhalten der VER für inakzeptabel, fordert Transparenz, politische Kontrolle, digitale Bürgerkommunikation.
  • Schwarz (Die PARTEI): Satirischer Vorschlag: Konflikte per mittelalterlichem Buhurt austragen.
  • Schob (Die Linke): Kritik am Verhalten der VER; will klarstellen, dass der Betrieb für die Menschen da ist; fordert Stärkung und barrierefreien Ausbau des ÖPNV.
  • Cilic (Grüne): Politik muss verlässliche Aufsicht übernehmen; Bürgeranliegen konsequent einfordern; Transparenz, Offenheit und Respekt notwendig, um Vertrauen zu schaffen.

Besonders spannend wären die Antworten der vier Parteien gewesen, deren Vertreter sich in den vergangenen Monaten für einen besseren ÖPNV in Stockum eingesetzt haben – doch bis zum Redaktionsschluss erreichten uns keine Rückmeldungen, sodass ihre Positionen in diesem Artikel nicht dargestellt werden können.

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